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News des 17. März 2023

Wieder einmal ein paar Irrungen und Wirrungen zur nächsten Intel Prozessoren-Generation gibt es mittels eines viel zitierten Berichts von Benchlife. Interessanterweise zitiert jene chinesischsprachige Publikation eine englischsprachige Quelle, ohne Angabe der Herkunft könnte selbige allerdings auch "nur" ein Foren-Posting sein. In jedem Fall spricht die Quelle erst einmal von nichts ungewöhnlichem: Meteor Lake kommt nicht mehr mit 6C+16c (und damit maximal mit 6C+8c), Arrow Lake hingegen dann wieder mit 8C+16c. Ungewöhnlich ist allerdings, dass Intel angeblich "Meteor Lake-S" zu "Arrow Lake-S" umbenannt haben und letzteres somit in der ersten Jahreshälfte 2024 antreten soll. Dies ist allein deswegen unglaubwürdig, da eigentlich kein Hersteller irgendwelche Hardware-Architekturen umbenennt (funktioniert auf technischer Ebene sowieso nicht, die Hardware muß sich korrekt als abweichende Architektur anmelden).

Fert. CPU-Architekturen max. Kerne iGPU Sockel Ausrichtung Termin
Alder Lake Intel 7 Golden Cove + Gracemont 8C+8c/24T Xe LGA1700 Desktop & Mobile 4. Nov. 2021
Raptor Lake Intel 7 Raptor Cove + Gracemont 8C+16c/32T Xe LGA1700 Desktop & Mobile, ergänzt mit ADL-Refresh 20. Okt. 2022
Raptor Lake Refr. Intel 7 Raptor Cove + Gracemont 8C+16c/32T Xe LGA1700 möglicherweise nur Desktop Q3/2023
Meteor Lake Intel 4 Redwood Cove + Crestmont 6C+8c/20T Xe LGA1851 wahrscheinlich (weitgehend) nur Mobile H2/23 (Desktop: Q2/24)
Arrow Lake Intel 20A Lion Cove + Skymont 8C+16c/32T Xe LGA1851 Desktop & Mobile 2024 (?)
Lunar Lake Intel 18A Panther Cove + Darkmont ? Xe2 ? wahrscheinlich nur UltraMobile 2024 (?)
Panther Lake ? Cougar Cove + ? ? Xe3 ? angeblich Desktop & Mobile 2025/26
Hinweis: Angaben zu noch nicht offiziell vorgestellter Hardware basierend auf Gerüchten & Annahmen.

Denkbar sind somit allein Änderungen beim Verkaufsnamen, möglicherweise ist genau dies hier gemeint und existiert somit doch ein wahrer Kern an dieser Meldung. Dazu will allerdings die Terminangabe wenig passen, denn Arrow Lake ist nun einmal maximal für Jahresende 2024 geplant und kann auch nicht auf magische Weise vorverlegt werden – Halbleiter-Produkte verschieben sich gewöhnlich, aber werden eigentlich nie früher fertig als geplant. Es ist also schwer, hier eine Plausibilität zu finden, mit dem derzeitigen Wissenstands wäre allein folgende Auflösung denkbar: Arrow Lake-S soll nunmehr die einstmalige Rolle von Meteor Lake-S übernehmen, womit MTL-S mehr oder weniger ganz raus ist aus dem Desktop-Geschäft (offenbar aber keine Bewandtnis für Mobile). Mit "Rolle übernehmen" dürfte dabei allein der Verkaufsnamen gemeint sein, sprich MTL gibt wohl keine eigene Core-Generation mehr ab, sondern wird schlicht ein Teil jener Core-Generation, unter welcher ARL erscheint. Terminlich dürfte sich kaum etwas ändern, vor Ende 2024 sollte Intel nicht mit Arrow Lake spruchreif sein.

Offen bleibt nach wie vor, unter welcher exakten Core-Generation dies stattfinden soll. Regulärerweise müsste dies dann die 14. Core-Generation sein – aber dies würde bedeuten, dass Intel zwischen 13. und 14. Core-Generation eine Wartepause von glatt 2 Jahren legt. Insofern existiert nach wie vor die (hypothetische) Möglichkeit, dass der "Raptor Lake Refresh" seine eigene Core-Generation erhält, selbst wenn der damit erzielte technische Fortschritt minimal ist (etwas mehr Takt, sowie denkbarerweise mehr Cache bei den kleineren Modellen). Der Hardware-Generation "Meteor Lake" könnte somit das Schicksal blühen, Verkaufs-technisch zerteilt zu werden: Die früher erscheinenden Mobile-Modelle als Teil der 14. Core-Generation, welche primär vom Raptor Lake Refresh gebildet werden – und die später erscheinenden Desktop-Modelle als Teil der 15. Core-Generation rund um "Arrow Lake". Derzeit ist dies natürlich nur eine rein spekulative Auflösung.

Twitterer InstLatX64 notiert das reale Erscheinen von AMDs "Phoenix 2" APU mittels eines entsprechenden Eintrags in der Benchmark-Datenbank von MilkyWay@home. Die Zuordnung erfolgte allerdings nur auf Basis vorher per Gerücht genannter CPU IDs, sprich ist noch nicht ganz so 100% sicher. Aber natürlich sprechen die technischen Daten eindeutig für "Phoenix 2", denn in diesem Vorserien-Status wird üblicherweise der volle Chip ausgetestet – und einen anderen aktuellen AMD-Prozessor mit physikalisch nur 6 CPU-Kernen gibt es nicht. Hiermit verwirklicht AMD seinen eigenen big.LITTLE-Ansatz, allerdings komplett anders gelöst als bei Intel mit zwei eigenständig entwickelten CPU-Architekturen: Beide CPU-Kerne entstammen im AMD-Ansatz aus der Zen-4-Architektur und sind sowohl Feature-kompatibel als auch vom Kern-Aufbau her gleich.

Der einzige Architektur-Unterschied liegt außerhalb der eigentlichen CPU-Kerne, indem der kleinere Kern – bei AMD "Zen4c" genannt – schlicht nur mit der Hälfte des Level3-Caches daherkommt. Die eigentliche Differenz liegt dann im Taktraten-Bereich: Während die großen Zen4-Kerne satt hochtakten dürfen, wird Zen4c auf Taktraten um die 4.5 GHz herum limitiert (Zen-2-Niveau). Durch diese Limitierung kann sich AMD augenscheinlich sehr viele technische Kniffe sparen, welche die großen Zen4-Kerne für ihre hohen Taktraten benötigen. Dazu können Massetransistoren zählen, aber auch Transistoren-Packdichte und alles, was mit der Stromversorgung zu tun hat. Jener Effekt soll nicht geringfügig sein, denn damit kann AMD laut eigener Aussage die kleinen Zen4c-Kerne auf grob der Hälfte der Chipfläche der großen Zen4-Kerne unterbringen.

Der nun in Entwicklung befindliche 6-Kerner gibt hierzu ein perfektes Beispiel ab, denn jener soll mit 2 großen und 4 kleinen CPU-Kernen antreten. Chipflächen-technisch entspricht dies somit 4 großen CPU-Kernen. Performance-mäßig sollte Zen4c allerdings eher nur 20-25% weniger leisten, die IPC ist nahezu identisch und es geht nur um den niedrigeren Takt. Damit kommt im konkreten Beispiel wahrscheinlich die Performance eines 5-Kerners heraus – auf der Fläche eines 4-Kerners. Wie bei Intel ist hier mit "Effizienz" eher denn eine Flächen-Effizienz in der Chipfertigung gemeint. Dass die jeweils kleineren CPU-Kerne auch noch weniger verbrauchen, ist fast nur ein Nebeneffekt. Im Gegensatz zu Intel sind die Zen4c-Kerne bei AMD vorerst nur Spezial-Projekten vorbehalten: Wie gesagt "Phoenix 2" als LowCost-APU – und dann natürlich "Bergamo" als Server-Variante mit möglichst vielen CPU-Kernen (bis zu 128, damit mehr als bei den regulären Server-Prozessoren mit maximal 96 Kernen).

Zen4-Kern Zen4c-Kern
Zielsetzung Standard Performance-Kern Effizienz-Kern, bei jedoch Feature-Gleichheit
Unterschiede - weniger Cache, vermutlich weniger Masse-Transistoren, da weniger Takt angestrebt wird
max. Taktrate 5.7 GHz angeblich ähnlich wie bei Zen 2, sprich ~4.5 GHz
Level2-Cache 1 MB pro Kern 1 MB pro Kern
Level3-Cache 2-4 MB pro Kern 1-2 MB pro Kern
IPC - grob gleich (der geringere Cache könnte minimale Auswirkungen haben)
Chipfläche 4-Kern-CCD = 71mm² (inkl. L3-Cache) lt. AMD-Aussage grob die Hälfte von Zen4
Performance - wahrscheinlich anhand des niedrigeren Takts um ca. –20-25% niedriger
verbaut in Raphael, Phoenix, Genoa Phoenix2, Bergamo