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Hardware- und Nachrichten-Links des 5. Januar 2016

WCCF Tech machen aus einer falsch gelesenen Zeile bei PC Perspective logischerweise gleich eine Meldung, wonach der erste Polaris-Chip bereits im März 2016 zu erwarten sei – was sich aber schnell zerstoben hat, denn die Originalaussage bezog sich nur auf die Bringup-Zeit des gezeigten ersten Polaris-Chips, in welcher der Chip nach einem erfolgreichen Tape-Out auf Herz und Nieren getestet wird. Jene Zeitspanne hat der kleine Polaris-Chip zudem wohl auch schon hinter sich, ansonsten hätte AMD keine lauffähigen Systeme mit echtem Spieleeinsatz zeigen können. Trotz daß der Chip damit schon nahe der Marktreife steht, bleibt dennoch noch einige Arbeit zu erledigen: Die entsprechenden Grafikboards müssen finalisiert werden, die Massenfertigung des Grafikchips muß problemlos und mengenmäßig ausreichend anlaufen, das ganze Marketing-Material muß vorbereitet werden.

Eventuell wäre AMD in der Lage, speziell den kleinen Polaris-Chip bereits etwas früher zu bringen – aber ein Launchtermin ist teilweise auch eine politische Entscheidung. Gut möglich, daß AMD beide Polaris-Chips zusammen herausbringen will – anzunehmen zudem, daß man sich den Zeitpunkt der Computex Anfang Juni als ziemlich idealen Launchtermin herausgesucht hat. Die Computex ist als Hardware-Messe stark Hersteller- und Zulieferer-bezogen, hier stellen die großen taiwanesischen und chinesischen OEMs ihre faktisch fertigen Designs für die umsatzträchtigen Jahresquartale III und IV vor. Zu diesem Zeitpunkt neue und auch lieferfähige Hardware zu haben, hilft enorm beim Abschluß von volumenträchtigen OEM-Verträgen – ein Punkt, in dem AMD bekannterweise zurückhängt, welcher aber das Brot- und Butter-Geschäft der Hardware-Hersteller darstellt. Eine Vorstellung beider Polaris-Chips zur Computex dürfte AMD sehr gut in den Kram passen, dafür könnte man durchaus den kleineren Polaris-Chip extra etwas zurückhalten.

AnandTech berichten über die Vorstellung von nVidias "Drive PX2" auf der CES – eines HighPerformance-Systems zur Steuerung eines selbstfahrenden Automobils. Nachdem nVidia mit seiner Tegra-Schiene ziemlich erfolgreich in den Bereich der Fahrzeug-Elektronik eingestiegen ist, sieht man im Zukunftstrend der selbstfahrenden Autos nunmehr wohl nun die nächste Geschäftschance, da hierfür selbstverständlich eine deutlich höherwertige Technik vonnöten ist als für die ansonsten übliche Fahrzeug-Elektronik. Kam das letztjährige Drive PX noch rein mit Tegra-Chips aus, will nVidia für Drive PX2 gleich zwei Pascal-basierte extra Grafikchips mit aufs Board packen. Das auf der CES gezeigte Demo-Board ist allerdings – ganz nVidia-Style – nur ein Dummy, welches augenscheinlich mit zwei Maxwell-Grafikchips (GM204) bestückt ist. Eher kann man sich an der Rohleistungsangabe festhalten, welche auf 8 TeraFlops FP32-Rechenleistung lautet – dies wäre erreichbar mit zwei Grafikchips auf ~975 MHz Takt (Fahrzeug-Elektronik läuft üblicherweise nicht auf den Höchsttaktraten von Desktop-Grafikkarten) und jeweils 2048 Shader-Einheiten.

Hierfür dürfte nVidia wohl den GP106-Chips des kommenden Pascal-Portfolios verwenden, jener darf in Fortführung des GM206-Chips (1024 Shader-Einheiten) sicherlich auf grob 2000 Shader-Einheiten geschätzt werden. Jener für Drive PX2 benutzte Pascal-Chip soll dann laut Aussage nVidia im übrigen in der 16nm-Fertigung hergestellt werden, was (erneut) auf TSMC als Chipfertiger hindeutet. Das gezeigte Dummy-Board mit zweimal GM204-Chip kommt dem dann wenigstens sinngemäß nahe, da der GM204-Chip bekannterweise 2048 Shader-Einheiten trägt. Daß sich nVidia mit einem solchen Dummy-Board weitergeholfen hat, kann man zudem als Hinweis darauf betrachten, daß der GP106-Chip noch nicht derart spruchreif ist, daß man jenen jetzt schon auf solche Boards kleben könnte – oder auch, daß die existierenden GP106-Chips dafür zu wertvoll, weil noch zu wenige in der Anzahl sind. Viel mehr Informationen über die Pascal-Generation waren dieser Präsentation dann nicht zu entnehmen, welche sich natürlich in erster Linie um Drive PX2 drehte und weniger um die Pascal-Architektur.

Fudzilla haben eine AMD APU-Roadmap bei Twitter ausgegraben, welche allerdings mit der Nennung einer Zen-basierten APU bereits im Jahr 2016 mehr Fragen als Antworten aufwirft. Denn eigentlich sind die diesbezüglichen AMD-Pläne ziemlich klar: 2016 die Zen-Prozessoren, 2017 dann Zen-basierte APUs, 2018 dann eine zweite Generation an Zen-Prozessoren. Alles gleichzeitig zu machen, ist für AMD ungleich schwerer zu realisieren als beispielsweise für Intel – und selbst Intel schaffte es in den letzten CPU-Generationen nicht mehr, ein komplett neues Portfolio am selben Tag auf die Beine zu stellen. Zudem sieht die von Fudzilla gezeigte Roadmap auch arg selbsterstellt aus, vermutlich handelt es sich hierbei eher um eine Projektion von Marktbeobachtern oder -teilnehmern, aber eben nicht direkt von AMD selber stammend. Insofern sind alle Angaben aus dieser Roadmap – gerade und auch wegen der nicht korrekten Jahresangabe – nur mit Vorsicht zu genießen.

Nichtsdestotrotz interessant ist der Punkt, daß der Zen-APU ein HBM-Speicherinterface mit 128 GB/sec Speicherbandbreite nachgesagt wird. Erreichbar wäre dies unter HBM2-Speicher (Speichertakt 1000-1200 MHz) mit einer Interface-Breite von nur 512 Bit DDR – was nach einer beherrschbaren Größe aussieht. Allerdings gibt es bei HBM regulär keine Interface-Breiten unterhalb von 1024 Bit DDR – entweder müsste AMD hierbei für seine APU einen Sonderweg gehen, oder man benutzt niedrig getakteten HBM-Speichern und arbeitet mit einer Interface-Breite von 1024 Bit DDR. Die 128 GB/sec Speicherbandbreite (zuzüglich zum CPU-Speicherinterface) nur für die integrierte Grafik hören sich ziemlich gut an, damit lassen sich die zu erwartenden ~1000 Shader-Einheiten der Zen-APU dann auch wirklich ausnutzen. Dies entspricht vergleichsweise einer GeForce GTX 960, welche ihren 1024 Shader-Einheiten eine Speicherbandbreite von 112 GB/sec bietet. Eine Zen-APU dürfte wegen der üblicherweise niedrigeren Taktraten von integrierter Grafik diese Leistungsklasse nicht ganz erreichen, aber grob in Richtung heutiger Mainstream-Lösungen á Radeon R7 260X oder GeForce GTX 750 Ti darf man schon wetten.