26

Hardware- und Nachrichten-Links des 25./26. Januar 2020

In der Frage der (kürzlich schon dargelegten) Herstellerkarten-Spezifikationen zur Radeon RX 5600 XT gibt es selbst bei einigen Herstellern noch widersprüchliche Angaben: So notiert Gigabyte seine "Radeon RX 5600 XT Gaming OC" auf der Produkt-Webseite nach wie vor mit ?/1560/1620/3000 MHz, allein der Blick in den Download-Bereich zeigt auf ein neues BIOS mit Taktraten von ?/1670/1750/3500 MHz hin. Noch kurioser ist es bei XFX: Die Produkt-Webseiten aller drei Radeon RX 5600 XT dieses Herstellers zeigen groß einen Speichertakt von 3000 MHz (12 Gbps) an – in den vollständigen Spezifikations-Listen steht dann aber durchgängig 14 Gbps (3500 MHz). Die eigentliche Ironie ist dabei, das beide Angaben falsch sind – weder haben alle XFX-Karten durchgehend den höheren als auch den niedrigeren Speichertakt. Gemäß der vorliegenden Hardwaretests bei Bjorn3D & Modders Inc. hat die XFX Radeon RX 5600 XT Thicc II Pro den niedrigeren Speichertakt, die XFX Radeon RX 5600 XT Thicc III Ultra laut Guru3D hingegen den höheren Speichertakt.

Game/max.Boost Kartenmodelle @ 12 Gbps Kartenmodelle @ 14 Gbps
1375/1560 MHz MSI Mech -
1420/1600 MHz MSI Gaming -
1460/1620 MHz Gigabyte Windforce OC, MSI Mech OC -
1560/1620 MHz PowerColor Std., XFX Thicc II Pro PowerColor Red Dragon
1615/1750 MHz ASRock Challenger, ASRock Phantom Gaming D2, Asus TUF Gaming X3, MSI Gaming X, XFX Thicc III Pro MSI Gaming Z, Sapphire Pulse
1660/1750 MHz XFX Thicc III Ultra PowerColor Red Devil
1670/1750 MHz ASRock Phantom Gaming D3, Asus Strix OC Asus Strix Top, Gigabyte Gaming OC
Angaben gemäß der jeweiligen Hersteller-Webseiten am 23. Januar 2020, aktualisiert am 26. Januar 2020.
Update vom 22. März 2020: Die Angaben zur XFX Thicc III Ultra wurde aufgrund neuer vorliegender Daten nochmals entsprechend korrigiert.

Zur üblicherweise dazwischen liegenden XFX Radeon RX 5600 XT Thicc III Pro ist dies momentan unbekannt, da zu dieser Karte derzeit keine Hardwaretests vorliegen (womit deren Taktraten-Angabe in der vorstehenden Tabelle vorerst nicht verändert wurde). In der Summe steigert sich somit die Anzahl der Karten mit höherem Speichertakt etwas, was den großen Graben zu den Kartenmodellen auf oder nahe am Referenztakt aber eher nur noch verstärkt. Zudem sei darauf hingewiesen, das viele Händler-Webseiten derzeit oftmals falsche, alte Daten notieren – da die Händler diese Spezifikationen üblicherweise bereits einige Tage vor Launch erhalten, gerade bei zum Launchtag auch gleich verfügbaren Produkten. Sicherlich passieren an dieser Stelle derzeit auch mehr Fehler als normalerweise, weil bei fast allen Beteiligten aufgrund des laufenden chinesischen Neujahrsfest eine gewisse Unterbesetzung an Personal existiert. Nichtsdestotrotz wurde mit diesen Ereignissen nunmehr die unschöne Situation erzeugt, das gerade im Massenmarkt viel Verwirrung bezüglich der Radeon RX 5600 XT existiert – was gewöhnlich nicht gerade förderlich für einen Verkaufserfolg ist.

Den reinen Effekt des höheren Speichertakts kann man im übrigen im Test von MSIs Radeon RX 5600 XT Gaming X & Gaming Z bei TechPowerUp ansehen: Beide MSI-Karten laufen mit identischem Chiptakt – nur bleibt die "Gaming X" beim niedrigeren Speichertakt von 3000 MHz QDR (12 Gbps), allein die neu aus der Taufe gehobene "Gaming Z" erhält den höheren Speichertakt von 3500 MHz QDR (14 Gbps). Dies ergibt im (umfangreichen) Benchmark-Parcours von TechPowerUp eine Performance-Differenz von 5-6% – nominell nicht so viel, aber beide Karten laufen schließlich schon auf einem vergleichsweise hohen Chiptakt von 1615 MHz "Game Clock" (durchschnittlicher Boost-Takt) samt 1750 MHz "Boost Clock" (maximaler Boost-Takt). Da laut den vorliegenden Performance-Ergebnissen zur Radeon RX 5600 XT eine gutklassige Werksübertaktung ca. +11% schneller ist die Referenz-Taktung, verteilt sich der Performance-Effekt einer solchen Werksübertaktung augenscheinlich zu gleichen Teilen auf den Chiptakt und den Speichertakt. Beide Einzelmaßnahmen würden das Kraut ergo nicht fett machen, aber zusammengenommen ergibt sich dann eine wirklich effektive Werksübertaktung, welche sich beachtbar vom Performance-Niveau der Referenz-Taktung absetzen kann.

Chip-Takt Speichertakt FullHD WQHD UltraHD
MSI Radeon RX 5600 XT Gaming X ?/1615/1750 MHz 3000 MHz QDR 100% 100% 100%
MSI Radeon RX 5600 XT Gaming Z ?/1615/1750 MHz 3500 MHz QDR 105% 106% 106%
gemäß der Ausführungen von TechPowerUp

Ebenfalls schon angesprochen wurde der Fall der "EVGA GeForce RTX 2060 KO", einer GeForce RTX 2060 auf TU104-Basis – wo normalerweise eigentlich der TU106-Chip Verwendung findet. Die hierbei vermisste Erklärung dessen, wieso sich diese EVGA-Karte wegen des anderen Grafikchips speziell unter einigen Workstation-Tests von einer normalen GeForce RTX 2060 absetzen kann, wurde dabei in unserem Forum genannt: Der TU104-Chip bringt als große Differenz zum TU106-Chip die doppelte Anzahl an Raster-Engines (Graphics Processing Cluster, GPC) mit – und jene können bei der Benutzung des TU104-Chips für eine GeForce RTX 2060 gar nicht zur Hälfte deaktiviert werden, um somit eine perfekte Abbildung des TU106-Chips zu erhalten. Schließlich hängen an den GPCs direkt die Shader-Cluster dran – und der TU104-Chip hat nicht so viel mehr Shader-Cluster als der TU106-Chip. Sprich: Die Teil-Deaktivierung des TU104-Chips, um einen virtuellen TU106-Chip zu erhalten, kann aufgrund dieser kleinen Un-Symetrie immer nur etwas ungenaue Resultate ergeben. Da es natürlich wichtiger ist, sich an die Anzahl der Shader-Einheiten zu halten, kommt es in diesem Fall immer zu einem kleinen Überschuß an Raster-Power bei jener TU104-basierten GeForce RTX 2060.

Der einfachste Weg für nVidia besteht hierbei schlicht darin, auf dem TU104-Chip zwei Raster-Engines samt der dazugehörigen 16 Shader-Cluster komplett zu deaktivieren – und dann in den übrigen 4 Raster-Engines samt 32 Shader-Clustern noch zwei Shader-Cluster davon zu deaktivieren. Dann kommt man (hinzunehmend die Teil-Deaktivierung des Speicherinterfaces) fast exakt auf eine GeForce RTX 2060 – zumindest die 30 Shader-Cluster und damit alle Einheiten-Anzahlen bezüglich Shader-Einheiten, Textureneinheiten, Tensor-Cores & RT-Cores stimmen. Abweichend von der regulären GeForce RTX 2060 gibt es dann eine Raster-Engine mehr – sprich, eine solche TU104-basierte GeForce RTX 2060 hat schlicht ein Drittel mehr Raster-Power. Dies könnte sogar hier und da auch außerhalb des Workstation-Bereichs die reine Spiele-Performance beeinflussen – die bisherige Deutung, das die Spiele-Performance identisch wäre, trifft auf Basis dieser technischen Erklärung zur TU104-basierten GeForce RTX 2060 ergo nicht zu. Wahrscheinlich ist der Effekt aber zu klein, um jenen anhand normalgängiger Benchmarks nachzuweisen.

nVidia TU106 nVidia TU104
Chip 10,6 Mrd. Transistoren auf 445mm² Chipfläche in der 12nm-Fertigung von TSMC 13,6 Mrd. Transistoren auf 545mm² Chipfläche in der 12nm-Fertigung von TSMC
Hardware (im Vollausbau) 3 Raster-Engines, 36 Shader-Cluster, 2304 Shader-Einheiten, 144 TMUs, 36 RT-Cores, 288 Tensor-Cores, 64 ROPs, 4 MB Level2-Cache, 256 Bit GDDR6-Speicherinterface 6 Raster-Engines, 48 Shader-Cluster, 3072 Shader-Einheiten, 192 TMUs, 48 RT-Cores, 384 Tensor-Cores, 64 ROPs, 4 MB Level2-Cache, 256 Bit GDDR6-Speicherinterface
Shader pro Raster-Engine 12 Shader-Cluster bzw. 768 Shader-Einheiten 8 Shader-Cluster bzw. 512 Shader-Einheiten
aktive Hardware für eine GeForce RTX 2060 3 Raster-Engines, 30 Shader-Cluster, 1920 Shader-Einheiten, 120 TMUs, 30 RT-Cores, 240 Tensor-Cores, 48 ROPs, 3 MB Level2-Cache, 192 Bit GDDR6-Speicherinterface 4 Raster-Engines, 30 Shader-Cluster, 1920 Shader-Einheiten, 120 TMUs, 30 RT-Cores, 240 Tensor-Cores, 48 ROPs, 3 MB Level2-Cache, 192 Bit GDDR6-Speicherinterface

Hierzu müsste man sich wohl auf die Suche nach Benchmarks begeben, welche speziell auf Raster-Power anspringen – und vorher sichergehen, das man nicht gegen eine beliebige GeForce RTX 2060 testet, sondern gegen eine der EVGA GeForce RTX 2060 KO ansonsten möglichst nahekommende Karte (gleiche Taktraten & gleiches Power-Limit). Einen wirklichen Effekt hat das ganze am Ende sicherlich nicht, dies wäre ansonsten schon mit den üblichen Benchmarks aufgefallen. Aber man kann durchaus sagen, das jene TU104-basierte GeForce RTX 2060 technologisch minimal höherwertiger als die reguläre TU106-basierte GeForce RTX 2060 ist – eben wegen der höheren Raster-Power. Ob irgendwann mal ein Spieletitel auftaucht, welcher wegen dieser technischen Differenz dann auch einen beachtbaren Performance-Unterschied zugunsten der TU104-basierte Kartenausführung aufzeigt, ist noch unklar – aber dies zumindest möglich, das ganze ist kein Fall rein nur des Workstation-Segments.