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Hardware- und Nachrichten-Links des 23. Dezember 2020

Von Phoronix kommt ein Performance-Test der neuen AMD- und nVidia-Grafikkarten unter Linux – mit einem leicht überraschenden Ausgang, denn hierbei gewinnt die Radeon RX 6800 XT um ein paar Prozentpunkte gegenüber der GeForce RTX 3080. Dabei scheint kein echter AMD-Bias bei diesen Benchmarks vorzuliegen, denn die früheren AMD-Grafikkarten ordnen sich sehr vergleichbar gegenüber den nVidia-Grafikkarten ein (Radeon RX 5700 XT um +11,6% vor der GeForce RTX 2060 Super, unter Windows sind es +10,8%), allein die Werte-Skalierung ist leicht abweichend. Des Rätsels Lösung ergibt sich, wenn man alles auf eine frühere Grafikkarte – wie die GeForce RTX 2080 Ti – normiert. Dann zeigt sich die Linux-Performance der Radeon RX 6800 XT erst einmal in absolutem Einklang mit der bekannten Windows-Performance. Die GeForce RTX 3080 kommt hingegen unter Linux sehr viel schlechter weg, deren Performance-Gewinn gegenüber der GeForce RTX 2080 Ti fällt von +25,4% unter Windows auf nur noch +16,2% unter Linux deutlich ab. Hier dürfte der Hase im Pfeffer liegen, sprich da muß irgendwas noch nicht im reinen mit den Benchmarks der GeForce RTX 3080 unter Linux sein.

WHQD/1440p Linux-Performance Windows-Performance
Daten-Quelle Phoronix Launch-Analyse zur 3060Ti
Radeon RX 6800 XT 120,7% 120,1%
GeForce RTX 3080 116,2% 125,4%
GeForce RTX 2080 Ti 100% 100%
GeForce RTX 2080 Super 83,9% 85,5%
Radeon RX 5700 XT 67,3% 69,9%
GeForce RTX 2060 Super 60,3% 63,1%

Denkbar sind noch nicht ausgreifte Linux-Treiber seitens nVidia, denkbar auch ein Problem mit CPU-Limitierungen, welche auf nVidia-Seite eventuell stärker ausfallen als auf AMD-Seite (AMD könnte dies inzwischen bei der Radeon RX 6000 Serie auch besser gelöst haben als nVidia bei der GeForce 30 Serie). Zu beachten ist hierbei auch der Punkt, dass die allermeisten Testberichte zu den neuen AMD- und nVidia-Grafikkarten mit Intel-Prozessoren aufgenommen wurden, die wenigen Testberichte mit AMD-Prozessoren zumeist auf Basis "Zen 2" erstellt wurden. Große Erfahrungen mit Zen-3-Prozessoren in diesem HighEnd-Feld liegen also noch nicht vor, gerade nicht unter Linux. In jedem Fall ist aber klar, dass der Sieg der Radeon RX 6800 XT unter dieser Linux-Benchmarks – so gern man AMD diesen zusprechen möchte – nicht auf einer besonders hohen AMD-Performance, sondern auf eine klaren Schwäche der GeForce RTX 3080 in diesem Test beruht. Diesem Punkt sollten Phoronix nachfolgend nachgehen, denn wie an den Werten der früheren Grafikkarten zu sehen, sind erhebliche Performance-Differenzen zwischen Windows und Linux inzwischen vollkommen unüblich.

Bei TweakTown hat man sich Cyberpunk 2077 unter 8K mit einer GeForce RTX 3090 angesehen. Selbst diese Grafikkarte bekommt unter dieser Auflösung arg in Schwierigkeiten und kann das Spiel nur noch unter Zuhilfenahme von DLSS überhaupt auf passabel spielbare Frameraten bekommen. Dies funktioniert allerdings auch nur im Ultra-Performance-Modus von DLSS, welcher beachtbare Bildqualitäts-Nachteile produzieren dürfte – alle anderen DLSS-Modi laufen hingegen genauso wie natives Rendering ohne DLSS im unspielbaren Frameraten-Bereich ab. Wenigstens hat jener Ultra-Performance-Modus von DLSS den positive Effekt, dass das zusätzliche Zuschalten von RayTracing (@ Ultra) in diesem mit -18% vergleichsweise wenig Performance kostet. Da unter nativem Rendering sowie bei DLSS auf "Quality" RayTracing jedoch ähnlich stark die Frameraten herunterdrückt wie ansonsten von Cyberpunk 2077 her bekannt, ist dies wohl nur eine Eigenart jenes ansonsten eher selten genutzten DLSS-Modus.

Rasterizer RayTracing @Ultra Speicherbel. @ RT
GeForce RTX 3090  (DLSS = off) 10,7 fps 6,6 fps 13,4 GB
GeForce RTX 3090 @ DLSS (Quality) 17,6 fps 11,9 fps 17,1 GB
GeForce RTX 3090 @ DLSS (Ultra Performance) 38,0 fps 31,3 fps 22,8 GB
gemäß den Ausführungen von TweakTown

Laut einer inoffiziellen, von Twitterer Komachi selbsterstellten AMD & Intel Server/HEDT-Prozessoren Roadmap lautet der Codename der Zen-3-basierten HEDT-Prozessoren auf "Chagall" – und nicht wie bisher berichtet auf "Genesis". Augenscheinlich existiert hierbei ein Unterschied zwischen internen Entwicklungs-Codenamen und dann eben Marketing-Codenamen, wobei üblicherweise nur letztere nach draußen dringen (Update: laut dem Planet 3DNow! ist "Genesis" sogar nur der Plattform-Codename) . Gemäß jener Roadmap soll "Chagall", sprich Zen-3-basierte Threadripper-Prozessoren, im zweiten Quartal 2021 antreten. Über einen Zen-4-basierten Nachfolger ist hingegen nichts bekannt, wobei jene Roadmap "Zen 4" generell erst recht spät im vierten Quartal 2022 einzeichnet. Dies betrifft natürlich nur die Server-Prozessoren, aber es ist derzeit natürlich nicht gesichert, inwiefern AMD (wie bei "Zen 3") die entsprechenden Desktop-Modelle zeitlich klar vor den Server-Modellen in den Markt schickt. Seitens Intel wird allerdings genauso nichts neues bis einschließlich des dritten Quartal 2022 eingezeichnet – sprich, Komachi erwartet vor dem Markteintritt von Sapphire Rapids keinerlei neue HEDT-Prozessoren seitens Intel.

Twitterer Apisak zeigt in zwei Tweets – No.1 & No.2 – auf die jüngst in der Geekbench-Datenbank aufgetauchten Geekbench-Resultate zu neuen Mobile-Prozessoren von AMD & Intel hin. Hierbei gab es Benchmarks zu AMDs Cezanne (Zen 3) basierten Ryzen 5 5600H, Ryzen 7 5800H & Ryzen 9 5900HX sowie Intels aus der "Tiger Lake-H" Klasse stammenden Core i5-11300H & Core i7-11370H. Die beiden Intel-Modelle sind allerdings nur Vierkerner, obwohl Tiger Lake-H eigentlich auch ein Achtkern-Die und somit auch Sechskern- und Achtkern-Modelle mit sich bringen soll. Die Benchmark-Werte sehen sehr vielsprechend aus – versprechen allerdings womöglich auch (etwas) zu viel. Denn die Vergleichswerte aus der Geekbench-Datenbank sind ein einfacher Durchschnitt aller entsprechenden Werte für das jeweilige Prozessoren-Modell, beinhalten damit auch übertaktete Modelle sowie schlecht konfigurierte Systeme. Ersteres passiert im Mobile-Bereich eher weniger, zweiteres dürfte hingegen viel häufiger der Fall – ganz egal ob wirklich "schlecht" konfiguiert oder vom Notebook-Hersteller tatsächlich so gedacht.

Hardware GB5 ST GB5 MT Quelle
Ryzen 9 5900HX Cezanne (Zen 3), 8C/16T, 45W (?) 1547-1554 8973-9096 Apisak @ Twitter
Ryzen 9 4900HS Renoir (Zen 2), 8C/16T, 35W 1092 7042 offizieller GB5-Referenzwert
Ryzen 7 5800H Cezanne (Zen 3), 8C/16T, 45W 1449-1475 7290-7630 Apisak @ Twitter
Ryzen 7 4800H Renoir (Zen 2), 8C/16T, 45W 1091 6617 offizieller GB5-Referenzwert
Ryzen 5 5600H Cezanne (Zen 3), 6C/12T, 45W 1362-1379 5871-5994 Apisak @ Twitter
Ryzen 5 4600H Renoir (Zen 2), 6C/12T, 45W 996 4840 offizieller GB5-Referenzwert
Core i7-11370H Tiger Lake, 4C/8T, 45W 1566-1572 5065-5084 Apisak @ Twitter
Core i5-11300H Tiger Lake, 4C/8T, 45W 1436-1440 4909-4912 Apisak @ Twitter
Core i5-10300H Ice Lake, 4C/8T, 45W 1068 3779 offizieller GB5-Referenzwert

Damit sind die Referenzwerte vermutlich durchgehend niedriger, als was man in einem sauberen Test mit voller TDP und ausreichender Kühlung herausbekommen würde. An den Benchmark-Werten der neuen Prozessoren ändert dies nichts, nur die Differenz zu den bisherigen Prozessoren ist vermutlich etwas kleiner als hiermit dargestellt. Am erheblichen Vorteil von Zen 3 gegenüber Zen 2 wird sich natürlich nichts grundsätzliches ändern, auch dass sich Tiger Lake auf ordentlicher TDP (und damit Taktrate) klar von Ice Lake absetzen kann, kommt nicht unerwartet. Beide neuen Mobileprozessor-Serien sind für eine Ankündigung auf der CES 2021 und einen realen Marktstart im Frühjahr 2021 zu erwarten, dann dürften entsprechende Tests jenen Wettstreit im Mobile-Segment ausfechten. Basierend auf den Erfahrungen mit den 2020er Mobile-Tests gibt es dabei hoffentlich mehr Artikel, welche vor die eigentlichen Benchmarks eine Ermittlung der konkret anliegenden TDP stellen bzw. nachforschen, inwiefern das benutzte Kühlsystem den Prozessor eventuell ausbremst.