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Hardware- und Nachrichten-Links des 23. April 2020

Für einige Aufmerksamkeit sorgt eine Aussage von AMDs Frank Azor auf Twitter, wonach derzeit keine Renoir-basierten Notebooks mit stärkerer Grafiklösung als einer GeForce RTX 2060 zu erwarten sind. Wer mehr wolle, sollte seinen Notebook-Hersteller fragen – was wohl so viel bedeutet, das dies in deren Hand liegt, aber sich diesbezüglich derzeit keiner vortraut. Dies läßt natürlich Verschwörungstheorien ins Feld schiessen, wonach Intel & nVidia hier ihre Finger im Spiel haben könnten – aber wie die ComputerBase gut erklärt, hängen da oftmals ganz praktische Hindernisse dran. Zudem ist Ryzen im Notebook immer noch ein recht frisches Feld, die ersten beiden Generationen wurden schließlich primär nur für Einsteiger-Notebooks verbaut. Für AMD ist es demzufolge schon ein großer Erfolg, mit Ryzen 4000 U/H wieder bei den Mittelklasse-Geräten mitspielen zu können. Das man bei den wirklich großen Gaming-Boliden noch nicht mit dabei ist, erscheint demgegenüber verschmerzbar bzw. kann dann mit einer nachfolgenden APU-Generation gerichtet werden.

Vlaho Mozara:   Why pair nothing stronger than 2060 with Renoir?
 
Frank Azor:   You'd have to ask your favorite OEMs and PC Builders that question :)
Quelle:  Twitter am 22. April 2020

Hinzu kommt das ganz praktische Problem, das derzeit augenscheinlich nicht genügend Renoir-APUs aus der Chipfertigung kommen, um alle Marktsegmente und Lieferwünsche abzudecken. Insofern überrascht es etwas, das AMD derzeit laut der PC Games Hardware wohl schon Desktop-Ausführungen von Renoir testet (für den Renoir-Nachfolger erscheint es dagegen als deutlich zu früh). Andererseits zeigt ein Teststatus noch nicht wirklich auf einen nahenden Auslieferungstermin hin – und vielleicht zieht die Renoir-Fertigung demnächst tatsächlich an und AMD kann dann ausreichend für alle Marksegmente liefern bzw. sich auch neue Desktop-APUs leisten. Nach der an einigen Stellen derzeit gesponnenen These gewinnt Chipfertiger TSMC gerade "neue" 7nm-Kapazitäten hinzu, da große SoC-Entwickler wie Apple aktuell auf TSMCs 5nm-Fertigung wechseln. Dagegen arbeitet allerdings der Punkt, das ab dem Frühling die Vorproduktion der Konsolen-SoCs für PS5 und XBSX starten wird – in wiederum TSMCs 7nm-Fertigung.

Golem berichten über Apples CPU-Eigenentwicklung "Kalamata", welche ab 2021 in ersten Apple-Geräten verbaut werden soll. Darunter soll auch eine Mac-Serie sein, wobei damit höchstwahrscheinlich ein Macbook (Mobile) und nicht gleich ein iMac (Desktop) gemeint ist. Technologisch übernimmt man dabei das big.LITTLE-Konzept mit 8 leistungsstarken und 4 kleinen CPU-Kernen ("Firestorm" & "Icestorm"), auf dem PC-Segment ist man damit terminlich sogar noch vor Intels Alder-Lake-Generation angesiedelt. Mit der reinen Kern-Anzahl (12) kann man durchaus in den aktuellen "Core Wars" mitspielen, allerdings gilt abzuwarten, wie schnell die einzelnen Firestorm-Kerne dabei herauskommen. Apple hat zwar reichlich Erfahrung darin, aus einem ARM-Grunddesign wirklich viel an Performance herauszuzaubern, aber im PC-Segment ist der Abstand der ARM-Kerne gegenüber Intel- und AMD-Kernen immer noch immens und normalerweise nicht einfach mittels einer "Optimierung" zu überbrücken. Zumindest hat Apple an dieser Stelle den Vorteil, nicht wirklich im Wettbewerb mit anderen PC-Anbietern zu stehen, ergo kann man dem Projekt notfalls auch diese Zeit lassen, die es eben benötigt.

Trotz der ARM-Herkunft soll Kalamata im übrigen weiterhin unter MacOS mit allen seinen Anwendungen laufen, was wohl sogar die größere Herausforderung an dem ganzen Projekt darstellen dürfte. Nichtsdestotrotz handelt es sich hierbei um ein Erstlingswerk, welches primär zum Gewinnen von Erfahrungen aufgelegt sein dürfte – ergo sind damit keine Großserien oder ein schnelles Ende von Intel-basierten Macs zu erwarten. Die oftmals hierzu zu lesende Titelzeile, wonach Apple ab 2021 Intel herauswirft, ist etwas vorfristig – ab 2021 gibt es wahrscheinlich einzelne Modelle auf ARM-Basis, aber der Großteil der PC-Prozessoren bei Apple dürfte noch über Jahre hinweg weiterhin von Intel kommen. Es ist schließlich noch nicht einmal gesichert, ob Apple mit Kalamata wirklich seine Designziele erreichen kann bzw. ob man den Durchhaltewillen dafür aufbringt, auch bei einem langatmigen Verlauf dranzubleiben. Gerade das AMD & Intel derzeit wieder die IPC-Steigerung als Mittel zu neuen Performance-Höhen entdeckt haben, könnte Apples Plänen entgegenlaufen, schnell zu diesen CPU-Platzhirschen aufzuschließen.

WCCF Tech weisen auf einige neu aufgetauchte Benchmark-Werte zu AMDs Zen-2-Vierkernern "Ryzen 3 3100 & 3300X" hin. Am interessantesten sind dabei die von CPU-Monkey stammenden Cinebench-Werte, da selbige im Gegensatz zu Geekbench-Werten üblicherweise nicht so schwankend sind bzw. sich nicht durch andere Systemkomponenten derart stark außer Tritt bringen lassen. Zudem existieren bei CPU-Monkey bereits Vergleichswerte zu Intels Comet Lake sowie natürlich zu früheren Vierkern-Prozessoren von Intel, als jene (bis zur Kaby-Lake-Generation) noch die Speerspitze des Intel-Angebots im "normalen" Consumer-Segment darstellten. Gänzlich sicher sind jene Cinebench-Werte natürlich auch nicht, da deren Herkunft unbelegt ist, sich das ganze erst noch mittels unabhängiger Benchmarks bestätigen lassen muß. Doch folgt man dieser Vorschau, kann man gut sehen, wie stark AMD zwischen Zen 1 und Zen 2 hinzugewonnen hat:

Technik CB20 ST CB20 MT Quelle
Ryzen 3 3300X AMD Zen 2, 4C/8T, 3.8/4.3 GHz, 65W 491 2341 CPU-Monkey
Ryzen 3 3100 AMD Zen 2, 4C/8T, 3.6/3.9 GHz, 65W 444 2154 CPU-Monkey
Ryzen 5 1500X AMD Zen 1, 4C/8T, 3.5/3.7 GHz, 65W 341 1811 CPU-Monkey
Core i3-10300 Intel Comet Lake, 4C/8T, 3.7/4.4 GHz, 65W 457 2330 CPU-Monkey
Core i3-10100 Intel Comet Lake, 4C/8T, 3.6/4.3 GHz, 65W 448 2284 CPU-Monkey
Core i7-7700K Intel Kaby Lake, 4C/8T, 4.2/4.5 GHz, 95W 466 2257 CPU-Monkey

Der hierzu notierte Ryzen 5 1500X von Zen 1 ist der einzige Vierkerner (mit SMT oder HT), welcher deutlich in der Singlethread-Performance zurückliegt, auch bei der Multithread-Performance ist jener nicht gleichauf. Die beiden Zen-2-basierten Vierkerner sind hingegen absolut gleichwertig zum Intel-Angebot, für den Ryzen 3 3300X sagt CPU-Monkey sogar eine leicht bessere Cinebench-Performance als bei jedem Intel-Vierkerner voraus – und dies sogar recht deutlich bei der Singlethread-Performance. Diesbezüglich soll auch ein Core i7-7700K geschlagen werden können, welcher bis zum Aufkommen der Coffee-Lake-Generation als Intels bester Spiele-Prozessor galt. An dieser Stelle zeigt sich wohl deutlich, was mit man einer höheren IPC ausrichten kann – damit sind dann sogar gewisse Taktraten-Vorteile auf Intel-Seite zu überwinden. In jedem Fall muß AMD ab der Zen-2-Generation Intel nicht mehr zwingend mit einer höheren Kern-Anzahl attackieren, kann man selbst auf gleicher Kern/Thread-Anzahl Benchmarks gewinnen.