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Hardware- und Nachrichten-Links des 18. Mai 2015

AMDs (wahrscheinliche) Offensive mit 8-GB-Grafikkarten sollte normalerweise auch eine Gegenreaktion seitens nVidia hervorrufen – denkt man, so muß es aber gar nicht kommen. Denn natürlich weiss jeder, daß allein der Mehrspeicher nichts bringt, jener ist zum einen ein Marketinginstrument für nach der Speichermenge kaufende Konsumenten und zum anderen rein für Nischenbedürfnisse unter SLI/CrossFire interessant. Eine platte GeForce GTX 970 & 980 mit 8 GB Grafikkartenspeicher wäre schlecht als großer Konter zur Radeon R9 380 & 380X vermarktbar, da bei einem solchen Launch dann der Nulleffekt des Mehrspeichers sehr offensichtlich werden würde. Wenn, dann könnte nVidia nur wirklich neue 8-GB-Grafikkarten mit abweichendem Performance-Profil auflegen – so wie es AMD mit der Radeon R9 380 Serie vorzuhaben scheint. Dies ist angesichts der Neuheit der GeForce 900 Serie jedoch eher unwahrscheinlich – aber eventuell liegt hier die eigentliche Aufgabe der GeForce GTX 980 Ti: Denjenigen Käufern, welche mehr als 4 GB Grafikkartenspeicher wünschen, etwas in die Hand zu geben.

Denn ob nun 6 oder 8 GB, ist aus heutiger Sicht nicht großartig unterschiedlich – zudem kann man mit der GM200-Abstammung der GeForce GTX 980 Ti eine bessere Performance unter höheren Auflösungen bis hin zu 4K erzielen, gerade für letzteres ist der GM204-Chip aufgrund seiner dann deutlich zurückfallenden Performancekurve weniger geeignet. Unter diesem Gesichtspunkt betrachtet müsste eine GeForce GTX 980 Ti dann auch gar nicht mehr wirklich schneller als eine GeForce GTX 980 sein – 6 GB Grafikkartenspeicher und die (gegenüber der GeForce GTX 980) bessere 4K-Eignung wären hierbei die Hauptargumente, was ja nun genau in die Marketing-Schiene zur Radeon R9 380 Serie und wohl auch zur Radeon R9 390 Serie fällt. Einziges Problem an dieser Auflösung ist, daß damit kein günstiger 6-GB-Konter von nVidia mehr möglich wäre – denn die GeForce GTX 980 Ti wird sicherlich etwas kosten.

Ob nVidia damit also wirklich AMDs 8-GB-Angriff begegnet, muß offen bleiben. Der einfachste Weg wären natürlich GeForce GTX 970 & 980 auf eben 8 GB Speicher – was aber auch nur sinnvoll ist, wenn nVidia die Preise dieser Karten entsprechend auf AMD-Niveau herabsenkt. Aus Margengründen und weil nVidia beim Marktanteil derzeit bombastisch dasteht, wird dies wohl nicht passieren. Und am Ende könnte nVidia AMDs 8-GB-Angriff womöglich komplett unbeantwortet lassen und AMD bewußt ein paar Marktanteile zugestehen – weil die aktuellen Marktanteile einfach ungesund sind und auch nVidia einen Konkurrenten braucht bzw. in dieser (für nVidia) goldenen Zeit man seine Marktlage besser in hohe Margen umwandelt anstatt Preiskämpfe um die letzten paar Prozent Marktanteil vom Zaun zu brechen. Intel kann von dieser Strategie ein (langes) Lied singen – in welchem es um höchste Profitablität und hintereinander Rekordgewinne geht.

Die PC Games Hardware vermeldet allererste Listungen zu Broadwell- und Skylake-CPUs. Während die Broadwell-Listungen zu erwarten waren, erstaunen die Skylake-Listungen einigermaßen, da Skylake wohl erst im September offiziell antreten soll. Noch erstaunlicher ist, daß die ersten Vorab-Preise ganz human für Skylake ausschauen, während die ersten Broadwell-Preise nicht mit den üblichen Vorlaunch-Aufschlägen geizen. Irgendwelche Preismaßgaben sollte man hieran aber wohl noch nicht ableiten, vermutlich kommt alles zum selben Preisniveau wie bisher beim Haswell-Portfolio in den Markt. Intel macht schließlich schon seit Jahren rein marktpolitische Preise, die überhaupt nichts mit Technik, Fortschritt und Endkunden-Nutzen zu tun haben – sondern allein damit, welches Preisniveau Intel für erreichbar hält, und daß ältere Architekturen durch gleiche Preise für neue Architekturen automatisch uninteressant werden und somit den umgehenden Erfolg der neuen Architekturen sichern helfen.

SemiWiki geben ein paar sehr interessante Punkte zu den Kosten neuer Fertigungsverfahren von sich: So kostete die (reine) Fertigung von 1000 Wafern unter 65nm noch 65 Mill. $, unter 28nm sind es schon 100 Mill. $ und unter 14/16nm dann sogar 135 Mill. $. Noch extremer sind die Steigerung der Designkosten: Für ein (offenbar durchschnittliches Chipdesign) geht es von 60 Mill. $ unter 65nm gleich auf 140 Mill. $ unter 28nm und dann auf nahezu 500 Mill. $ unter 14/16nm hinauf. Bei diesen Kostenexplosionen wird es schwer, angesichts der maximal doppelten Chipausbeute pro Wafer beim Sprung von 28nm auf 14/16nm noch auf eine insgesamt ausgeglichene Kostenrechnung zu kommen – die Kosten für 14/16nm-Chip müssen also fast zwangsläufig steigen (wie auch schon früher an dieser Stelle dargelegt). Zudem lohnt sich dies gerade wegen der stark steigenden Designkosten nur noch für Chips, die entweder in großer Masse aufgelegt werden oder hohe Einzelpreise erzielen. Demzufolge dürfte die 28nm-Fertigung noch lange mitlaufen, als neue Standardfertigung für alle Klein-Chips, die primär nichts kosten dürfen. Bei der Fertigung von für den PC relevanten CPUs & GPUs wird man natürlich eher früher als später auf die 14/16nm-Fertigung umstellen, hier sind sowohl Mengen als auch Stückpreise vorhanden, um die hohen Anlaufkosten der 14/16nm-Fertigung rechtzufertigen.

Heise fassen einige Kritiken zur neuen Vorratsdatenspeicherung zusammen, welche jetzt im Eiltempo noch vor der Sommerpause durch den Deutschen Bundestag gepeischt werden soll – ein eigentlich schon sehr anrüchiges Vorhaben bei einem zweiten Gesetzesvorschlag zu einem Thema, wo der erste Gesetzesvorschlag am Ende vor dem Bundesverfassungsgericht gescheitert war. Und auch dem neuen Gesetzesvorschlag dürfte das gleiche blühen: Die große Unbestimmtheit des neuen Gesetzesvorschlags wird vor den Augen der Verfassungsrichter kaum durchgehen – gerade weil man alles und nichts aus dem Text herauslesen kann, erscheint ein Durchwinken auf diesem Grundrechte-sensitiven Terrain als arg unwahrscheinlich. Den Bundestag wird das Gesetz wohl dennoch passieren, da sprechen solide Mehrheiten und Fraktionsdisziplin schon dafür – womit wieder einmal das Bundesverfassungsgericht als letzte Instanz im Staate die Fahne von Grundrechten und Sinnhaftigkeit hochhalten muß. Am Ende wird wieder einiges an Steuergeldern dafür verpulvert sein, daß letztlich doch keine Vorratsdatenspeicherung kommt – jedenfalls nicht in dieser Form.