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Die Grafikchip- und Grafikkarten-Marktanteile im vierten Quartal 2024

Gemäß den Marktforschern von Jon Peddie Research haben die Grafikchip-Entwickler im vierten Quartal des letzten Jahres 8,4 Millionen Grafikchips für Desktop-Grafikkarten abgesetzt, gezählt unabhängig des Segments (Consumer oder Profi), aber rein für PC-Bedürfnisse, ergo ohne jegliche Spezial-Beschleuniger für HPC/KI-Zwecke. Dies war leicht mehr als im Quartal zuvor, welches allerdings selber auffallend schwach war – die stärkeren Zahlen des ersten Halbjahrs 2024 wurden hingegen noch nicht wieder erreicht. Bei der Marktverteilung machte sich nVidias Rückgang der RTX40-Nachlieferungen bereits bemerkbar, denn nVidia verlor von 90% auf 82% Marktanteil, respektive gewann AMD von 10% auf 17% Marktanteil. Bei Intel fiel die Rundung diesesmal günstig aus und es wurden aus 0% nunmehr 1% Marktanteil, wirklich beachtbar bleibt dies natürlich auch weiterhin nicht.

Desktop dGPU Q4/2023 Q1/2024 Q2/2024 Q3/2024 Q4/2024
Auslieferungsmenge 9,5 Mio. Stück 8,7 Mio. Stück 9,5 Mio. Stück 8,1 Mio. Stück 8,4 Mio. Stück
AMD 19% (~1,8M) 12% (~1,0M) 12% (~1,1M) 10% (~0,8M) 17% (~1,4M)
nVidia 80% (~7,6M) 88% (~7,7M) 88% (~8,4M) 90% (~7,3M) 82% (~6,9M)
Intel 1% (~0,1M) 0% (<0,05M) 0% (<0,05M) 0% (<0,05M) 1% (~0,1M)
Marktanteile basierend auf ausgelieferten Stückzahlen, Quelle: Jon Peddie Research

Beachtbar ist hingegen der große Marktanteils-Gewinn für AMD, wenngleich jener nicht allein auf die Kappe von Team Red geht. Zwar verkaufte AMD mit ca. 1,4 Mio. Grafikchips für Desktop-Grafikkarten klar mehr als im Vorquartal, gegenüber dem ersten Halbjahr 2024 liegt diese Zahl aber auch nur eher auf einer typisch saisonalen Steigerung zum Jahresende hin. Sicherlich hat AMD hier seine beste Verkaufsleistung (für das Jahr 2024) erbracht, dies soll nicht in Frage gestellt werden. Aber der reine Marktanteils-Gewinn wird auch maßgeblich unterstützt durch arg unterdurchschnittliche nVidia-Verkäufe, welche nochmals niedriger als die schon verhältnismäßig schwachen Zahlen des Vorquartals liegen. Immer zu beachten ist hierbei, dass es sich bei diesen Zahlen um Auslieferungen an die Grafikchip-Entwickler handelt, jene daraus erst einmal Grafikkarten bauen und selbige durch die Lieferkette zum Einzelhandel bringen müssen.

Die Auslieferungen von AMD & nVidia im vierten Quartal 2024 sind also grob das, was der Grafikkarten-Käufer dann im Dezember 2024 bis Februar 2025 im Einzelhandel sehen konnte. Und da ist natürlich der schnelle Rückzug der RTX40-Beschleuniger vom Markt zuzüglich der geringen Liefermengen zur RTX50-Serie augenfällig. Genau das sieht man damit auch in diesen Marktzahlen seitens Jon Peddie Research. Denkbarerweise ist sogar die gute AMD-Verkaufszahl etwas dadurch begünstigt, dass zu wenige nVidia-Grafikkarten verfügbar waren und der eine oder andere Grafikkarten-Käufer somit allein durch das verfügbare Markt-Angebot zu einem AMD-Modell "gezwungen" wurde. Was letztlich bedeutet, dass man hier eine Sondersituation sieht, nicht wirklich den Normalstand des Grafikkarten-Markts bzw. der Käufer-Verteilung. Für AMD ist es natürlich dennoch erfreunlich, mal wieder von den wirklich schlecht aussehenden Zahlen á 10-12% beim weltweiten Marktanteil wegzukommen.

Die eigentliche Fragestellung aus dieser Ausgangslage ist aber natürlich, ob AMD dies halten kann bzw. ob es nach dem Ende dieser Sondersituation durch die Nichtlieferbarkeit auf nVidia-Seite wieder das alte 10/90-Verhältnis gibt. Kurzfristig könnte erst einmal die Sondersituation anhalten, auch wenn Jon Peddie Research dies anders sehen. Doch so lange nVidia nichts liefern kann, wird deren Marktanteil logischerweise weiter zurückgehen. Das laufenden erste Quartal neigt sich auch schon wieder dem Ende zu – und damit gilt, dass trotz des Zeitversatzes bei diesen Daten nVidia wahrscheinlich noch einmal nachgeben muß. Aber irgendwann im Laufe des Jahres wird nVidia wieder voll lieferbar sein – und dann wird man wieder das wahre Marktverhältnis zwischen AMD und nVidia sehen. AMD hat hier nur die kleine Chance, dass die Radeon RX 9000 Serie voll einschlägt und damit (etwas) übertünchen kann, dass AMD für diese Grafikkarten-Generation gar nichts im HighEnd- und Enthusiasten-Segment bieten wird. Ohne die Verkäufe dieser Beschleuniger wird es AMD allerdings langfristig nochmals schwerer haben, auf bessere Marktanteile zu kommen.

Daneben kommen wiederum von Jon Peddie Research noch Zahlen zu den Verkäufen aller PC-Grafikchips, einschließend somit die mobilen extra Grafiklösungen (mobile dGPU) als auch alle integrierten Grafiklösungen (iGPU), wobei letztere diese Zahlen üblicherweise mit einen Anteil von 75-80% klar dominieren. Im vierten Quartal 2024 wurden dabei wiederum mehr insgesamte GPUs verkauft, wobei die Steigerung primär von den PC-Prozessoren mit iGPUs ausging, welche (relativ) sogar leicht höher ausfiel (+6% mehr GPUs, +8% mehr CPUs). Prinzipiell erhöhte dies den Anteil der iGPUs an dieser Statistik, womit Intel seinen Marktanteil bestätigen und AMD hingegen leicht hinzugewinnen konnte. Dies geht dann logischerweise auf Kosten von nVidia, welche derzeit keine integrierten Grafiklösungen herstellen (was sich mit den geplanten ARM-basierten SoCs ändern wird).

alle PC-Grafikchips Q4/2023 Q1/2024 Q2/2024 Q3/2024 Q4/2024
Auslieferungsmenge 76,2 Mio. Stück 70 Mio. Stück 71 Mio. Stück 73,6 Mio. Stück 78 Mio. Stück
AMD 15% 16% 16% 17% 18%
nVidia 18% 18% 20% 18% 16%
Intel 67% 66% 64% 65% 65%
Marktanteile basierend auf ausgelieferten Stückzahlen (inklusive iGPUs), Quelle: Jon Peddie Research

Generelle Hinweise:
Alle genannten Marktanteile beziehen sich (sofern nicht anders beschrieben) auf verkaufte Stückzahlen im weltweiten Markt an Grafikchips & Grafikkarten für Desktop-PCs, Notebooks und Server (inkl. professioneller Lösungen, nicht jedoch Spiele-Konsolen). Als Grafikchips werden hierbei immer auch in PC-Prozessoren verbaute integrierte Grafiklösungen mitgezählt, selbst wenn man jene nicht einzeln erwerben kann. Jene iGPUs stellen in der Gesamtabrechnung üblicherweise die dominierende Gruppe dar, womit sich auch die hohen Insgesamt-Marktanteile von Intel erklären. Alle Absatzzahlen beziehen sich augenscheinlich auf die Auslieferungen der Chip-Entwickler an ihre Abnehmer, nicht jedoch die Absatzzahlen des Einzelhandels an die Endkunden (die Datenquellen von JPR liegen offenbar in den Geschäftsberichten der Chip-Entwickler).

Dieser Punkt hat den grundsätzlichen Effekt, dass jene Absatzzahlen früher passieren als das Geschehen am Endverbraucher-Markt. Der jetzt vom Grafikchip-Entwickler ausgelieferte Grafikchip muß schließlich erst noch zur Grafikkarte verbaut, über den Distributor zum Einzelhandel gebracht und vom selbigen an den Endkunden ausgeliefert werden. Damit könnte ein Grafikchip in dieser Statistik beispielsweise schon im ersten Quartal als (vom Grafikchip-Hersteller) "verkauft" auftauchen, real aber vielleicht erst im zweiten Quartal tatsächlich zum Endkunden geliefert werden. Im Normalfall ergibt dies nur eine gewisse zeitliche Verschiebung, langfristig gesehen setzt sich alle diese Ware immer ab (bzw. wird notfalls so lange nichts nachbestellt, bis dies passiert ist).

Zu Zeiten einer größeren Marktverirrung (wie bei einem Cryptomining-Hype mit gleichzeitiger Chipkrise) können sich hingegen (zumindest temporär) deutlich unterschiedliche Absatzzahlen zwischen Chip-Hersteller und Endkundenmarkt ergeben: Denn über die vorhandenen Lagerbestände bei Einzelhändlern, Distributoren und Grafikkarten-Herstellern dauert es etwas, ehe der Überbedarf in den Auslieferungen der Grafikchip-Entwickler sichtbar wird. Jene liefern zugleich aber länger auf erhöhtem Niveau aus, als die ursächliche Krise andauert, denn nach deren Beendigung müssen alle Beteiligten schließlich ihre Läger wieder auffüllen. Die entsprechenden Ausschläge in der Verkaufsstatistik verlaufen also in diesen Sondersituationen zeitlich verschoben gegenüber dem Endverbrauchermarkt ab. Natürlich muß sich dies am Ende immer wieder ausgleichen, alle diese Verzerrungen können allein zeitlicher Natur sein.

Desktop dGPU Absatz-Menge AMD nVidia Marktanteile Umsatz ASP
Q4/2024 8,4 Mio. Stück ~1,4M ~6,9M 17% vs 82% ? ?
Q3/2024 8,1 Mio. Stück ~0,8M ~7,3M 10% vs 90% ? ?
Q2/2024 9,5 Mio. Stück ~1,1M ~8,4M 12% vs 88% ? ?
Q1/2024 8,7 Mio. Stück ~1,0M ~7,7M 12% vs 88% ? ?
Q4/2023 9,5 Mio. Stück ~1,8M ~7,6M 19% vs 80% ? ?
Q3/2023 8,9 Mio. Stück ~1,5M ~7,3M   17% vs 81,5% ? ?
Q2/2023 6,44 Mio. Stück 1,13M 5,17M 17,5% vs 80,3% ? ?
Q1/2023 6,26 Mio. Stück ~0,7M ~5,3M   12% vs 83,7% ? ?
Q4/2022 7,16 Mio. Stück ~0,8M ~6,2M 12% vs 86% ? ?
Q3/2022 6,89 Mio. Stück 0,69M 5,94M 10,0% vs 86,2% 3,7 Mrd. $ ~537$
Q2/2022 10,4 Mio. Stück ~2,1M ~8,2M   20% vs 79,6% 5,5 Mrd. $ ~529$
Q1/2022 13,38 Mio. Stück ~3,2M ~10,1M 24% vs 75% 8,6 Mrd. $ ~643$
Q4/2021 13,19 Mio. Stück ~3,0M ~10,2M 22,8% vs 77,2% 12,4 Mrd. $ ~940$
Q3/2021 12,72 Mio. Stück ~2,7M ~10,0M 21% vs 79% 13,7 Mrd. $ ~1077$
Q2/2021 11,47 Mio. Stück ~2,3M ~9,2M 20% vs 80% 11,8 Mrd. $ ~1029$
Q1/2021 11,8 Mio. Stück ~2,4M ~9,4M 20% vs 80% 12,4 Mrd. $ ~1051$
Q4/2020 11,0 Mio. Stück ~1,9M ~9,1M 17% vs 83% 10,6 Mrd. $ ~964$
Q3/2020 11,5 Mio. Stück ~2,6M ~8,9M 23% vs 77% 5,6 Mrd. $ ~487$
Q2/2020 10,0 Mio. Stück ~2,2M ~7,8M 22% vs 78% 4,2 Mrd. $ ~420$
Q1/2020 9,5 Mio. Stück ~2,9M ~6,6M 30,8% vs 69,2% 2,7 Mrd. $ ~284$
Q4/2019 11,7 Mio. Stück ~3,6M ~8,1M 31,1% vs 68,9% 3,9 Mrd. $ ~333$
Q3/2019 10,5 Mio. Stück ~2,8M ~7,7M 27,1% vs 72,9% 2,8 Mrd. $ ~267$
Q2/2019 7,4 Mio. Stück ~2,4M ~5,0M 32,1% vs 67,9% 2,0 Mrd. $ ~270$
Q1/2019 8,9 Mio. Stück ~2,0M ~6,9M 22,7% vs 77,3% 2,8 Mrd. $ ~315$
Q4/2018 8,8 Mio. Stück ~1,7M ~7,1M 18,8% vs 81,2% 2,8 Mrd. $ ~318$
Q3/2018 9,9 Mio. Stück ~2,5M ~7,4M 25,7% vs 74,3% 2,5 Mrd. $ ~253$
Q2/2018 ~12,2 Mio. Stück ~4,4M ~7,8M 36,1% vs 63,9% 3,2 Mrd. $ ~262$
Q1/2018 ~15,6 Mio. Stück ~5,4M ~10,2M 34,9% vs 65,1% 5,0 Mrd. $ ~321$
Q4/2017 ~14,8 Mio. Stück ~5,0M ~9,8M 33,7% vs 66,3% ? ?
Q3/2017 ~15,4 Mio. Stück ~4,2M ~11,2M 27,2% vs 72,8% ? ?
Q2/2017 ~12,1 Mio. Stück ~3,7M ~8,4M 30,3% vs 69,7% ? ?
Q1/2017 ~9,5 Mio. Stück ~2,6M ~6,9M 27,5% vs 72,5% ? ?
Q4/2016 ~13,4 Mio. Stück ~4,0M ~9,4M 29,5% vs 70,5% ? ?
Q3/2016 ~12,7 Mio. Stück ~3,7M ~9,0M 29,1% vs 70,9% ? ?
Q2/2016 ~9,3 Mio. Stück ~2,8M ~6,5M 29,9% vs 70,0% ? ?
Q1/2016 ~11,6 Mio. Stück ~2,6M ~9,0M 22,8% vs 77,2% ? ?
basierend auf Daten seitens Jon Peddie Research; ASP = Average Selling Price = Durchschnittspreis; Umsätze & ASPs zu Endverbraucher-Preisen