Mittels Ryzen 9000 auf Basis von "Zen 5" hat AMD am 8. und 15. August seine zweite Prozessoren-Generation für den Sockel AM5 ins Rennen geschickt, welche vorerst gegen den Raptor Lake Refresh und mittelfristig dann aber gegen Intels "Arrow Lake" antreten wird. Wie üblich, hat AMD die neuen Prozessoren-Generation erst einmal mit den X-Modellen begonnen, die kleineren non-X-Modelle sowie die speziell für den Gaming-Einsatz gedachten X3D-Modelle folgen später nach. Wie mittels der zwei Wellen von Launch-Reviews (zu Ryzen 5 9600X & Ryzen 7 9700X sowie zu Ryzen 9 9900X & 9950X) bereits bekannt, ist AMD mit Ryzen 9000 keine Performance-Offenbarung gelungen. Mittels dieser Launch-Analyse sollen nachfolgend die aufgelaufenen Benchmark- und Stromverbrauchs-Resultate zusammengefasst und verdichtet werden, so dass sich ein belastbares Gesamtbild zu Ryzen 9000 im Vergleich mit Ryzen 7000, Ryzen 7000X3D und Core i-14000 ergeben kann.
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Mittels Zen 5 hat sich AMD augenscheinlich primär dickeren CPU-Kernen zugewandt, ohne am Drumherum viel zu verändern. Beispielhaft hierfür steht die glatte Übernahme des I/O-Chiplets von Zen 4, womit sich an den I/O-Fähigkeiten bis auf einen geringfügig besseren offiziellen Speichersupport (DDR5/5200 → DDR5/5600) gegenüber Zen 4 nichts geändert hat. Beim Core-Chiplet (CCD) hat AMD hingegen einiges getan, zu den einzelnen Architektur-Verbesserungen sind die diesbezüglichen Technik-Artikel von AnandTech, ComputerBase, Hardwareluxx, PC Games Hardware & TechPowerUp zu empfehlen. Insgesamt kann man Zen 5 schon als größere Architektur-Veränderung gegenüber Zen 4 einschätzen, AMD selbst gibt den erreichten IPC-Zugewinn mit +16% an. Allerdings ergibt sich aus der Praxis inzwischen der (begründete) Verdacht, dass viele der Architektur-Veränderungen von Zen 5 zuerst zugunsten des Server-Einsatzes getätigt wurden, während dabei vergleichsweise wenig an den Consumer- und Gaming-Einsatz gedacht wurde.
Alle Architektur-Veränderungen resultieren in einer klar gewachsenen Transistoren-Menge beim Core-Chiplet (6,5 Mrd. → 8,3 Mrd.) samt einer etwas größeren Chipfläche der reinen CPU-Kerne (~2,7mm² → ~3,5mm²) trotz am Ende der nahezu selben Chipfläche beim kompletten Core-Chiplet (71mm² → 70,6mm²). Hier hat natürlich auch die Benutzung der N4P-Fertigung statt der vorherigen N5-Fertigung eine Rolle gespielt, welche AMD (etwas) mehr Transistoren auf derselben Chipfläche bietet. Normalerweise steht der Sprung von N5 auf N4P allerdings nicht für die hier zu sehende gleich um +28% höhere Transistorendichte, ergo hat AMD beim Zen5-CCD auch relativ dichter gepackt. Möglicherweise deswegen gibt es bei Zen 5 bzw. Ryzen 9000 auch keinerlei Taktraten-Sprung, einzig die beiden kleineren Modelle gehen um +100 MHz Boost-Takt nach oben. Dafür setzt AMD hingegen klar niedrigere Base-Taktraten an, welche sich im Vergleich mit Zen 4 um 200-800 MHz reduzieren.
Hardware | Takt | iGPU | TDP/PPT | Listenpreis | Release | |
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Ryzen 9 9950X | Zen 5, 16C/32T, 16+64 MB L2+L3 | 4.3/5.7 GHz | ✓ | 170/200W | $649 / 709€ | 15. Aug. 2024 |
Ryzen 9 9900X | Zen 5, 12C/24T, 12+64 MB L2+L3 | 4.4/5.6 GHz | ✓ | 120/162W | $499 / 539€ | 15. Aug. 2024 |
Ryzen 7 9700X | Zen 5, 8C/16T, 8+32 MB L2+L3 | 3.8/5.5 GHz | ✓ | 65/88W | $359 / 399€ | 8. Aug. 2024 |
Ryzen 5 9600X | Zen 5, 6C/12T, 6+32 MB L2+L3 | 3.9/5.4 GHz | ✓ | 65/88W | $279 / 309€ | 8. Aug. 2024 |
Anmerkung: Alle Ryzen 9000-Prozessoren benutzen den Sockel AM5 und laufen somit nur auf Mainboards aus AMDs 600er & 800er Chipsatz-Serien. |
Natürlich hat der Base-Takt am Ende keinen großen Performance-Einfluß bei sich selbst ständig an die Limits von Temperatur und PPT taktenden Prozessoren. Jene Takt-Absenkung war allerdings notwendig, denn Ryzen 9000 tritt bei 3 von 4 Modellen mit klar niedrigerer TDP und damit auch PPT (aka Powerlimit) an. Jene Takt-Absenkung fällt mit –30% beim 12-Kerner sowie –38% bei 6- und 8-Kerner keineswegs unerheblich aus. Natürlich steigt mit dieser Maßnahme die Energieeffizienz in bedeutsamen Maßstab, denn durch das klar niedrigere PPT wird verhindert, dass die Prozessoren für die letzten paar Prozentpunkte Performance unnötig viel Energie verschleudern. Und so kann man beim 6- und 12-Kerner vermutlich mit dieser Entscheidung AMDs gut leben, beide Prozessoren hatten bei Zen 4 wohl mehr TDP/PPT, als wirklich notwendig war. Beim 8-Kerner ist die TDP/PPT-Festsetzung AMDs jedoch kritisch zu sehen, ein Wert in der Mitte zwischen 6- und 12-Kerner wäre viel stimmiger gewesen und hätte dennoch die Zielsetzung der Energieeffizienz noch zum gewissen Teil erfüllen können.
Takt | TDP | PPT | Listenpreis | |
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7950X → 9950X | –200 MHz Base, ±0 Boost | gleich (170W) | 230W → 200W | $699 → $649 |
7900X → 9900X | –300 MHz Base, ±0 Boost | 170W → 120W | 230W → 162W | $549 → $499 |
7700X → 9700X | –700 MHz Base, +100 MHz Boost | 105W → 65W | 142W → 88W | $399 → $359 |
7600X → 9600X | –800 MHz Base, +100 MHz Boost | 105W → 65W | 142W → 88W | $299 → $279 |
für alle Modelle: | offizieller Speichersupport von DDR5/5200 → DDR5/5600 |
Preislich hat AMD die Ryzen-9000-Serie nominell etwas unterhalb der Listenpreise von Ryzen 7000 eingeordnet. Dies geschah augenscheinlich schon in Vorplanung zu Ryzen 9000X3D, welches vergleichsweise zeitnah nachfolgen soll (angeblich noch in diesem Jahr) und somit normalerweise höhere Listenpreise als die regulären Ryzen-9000-Modelle tragen dürfte. Allerdings ist Ryzen 9000 damit nicht tatsächlich günstiger als Ryzen 7000, denn in der Realität der Straßenpreise kommt Ryzen 9000 grob zum umgerechneten Listenpreis bzw. inzwischen schon leicht günstiger daher, während die Ryzen-7000-Modelle durchgehend weit unterhalb ihres Listenpreise im Einzelhandel verfügbar sind. Im Schnitt legt man derzeit für einen Ryzen-9000-Prozessor satte +45% mehr als für den jeweiligen Ryzen-7000-Vorgänger hin. Auch gegenüber den Intel-Angeboten sieht die Sache nicht gut aus für Ryzen 9000, welche zu aktuellen Straßenpreisen deutlich überteuert in den Markt gehen.
AMD Zen 4/5 | Straße | Intel Raptor Lake Refresh | ||
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ab 699€ | Core i9-14900KS | 8P+16E/32T, 3.2/6.2 GHz, 253W | ||
16C/32T, 4.3/5.7 GHz, 200W | Ryzen 9 9950X | ab 698€ | ||
ab 571€ | Core i9-14900K | 8P+16E/32T, 3.2/6.0 GHz, 253W | ||
ab 543€ | Core i9-14900KF | 8P+16E/32T, 3.2/6.0 GHz, 253W | ||
16C/32T, 4.2/5.7 GHz, 162W | Ryzen 9 7950X3D | ab 539€ | ||
12C/24T, 4.4/5.6 GHz, 162W | Ryzen 9 9900X | ab 498€ | ||
16C/32T, 4.5/5.7 GHz, 230W | Ryzen 9 7950X | ab 470€ | ||
ab 413€ | Core i7-14700K | 8P+12E/28T, 3.4/5.6 GHz, 253W | ||
ab 390€ | Core i7-14700KF | 8P+12E/28T, 3.4/5.6 GHz, 253W | ||
12C/24T, 4.4/5.6 GHz, 162W | Ryzen 9 7900X3D | ab 389€ | ||
8C/16T, 3.8/5.5 GHz, 88W | Ryzen 7 9700X | ab 377€ | ||
8C/16T, 4.2/5.0 GHz, 162W | Ryzen 7 7800X3D | ab 355€ | ||
12C/24T, 4.7/5.6 GHz, 230W | Ryzen 9 7900X | ab 353€ | ||
ab 306€ | Core i5-14600K | 6P+8E/20T, 3.5/5.3 GHz, 181W | ||
6C/12T, 3.9/5.4 GHz, 88W | Ryzen 5 9600X | ab 298€ | ||
ab 292€ | Core i5-14600KF | 6P+8E/20T, 3.5/5.3 GHz, 181W | ||
8C/16T, 4.5/5.4 GHz, 142W | Ryzen 7 7700X | ab 283€ | ||
ab 232€ | Core i5-14400 | 6P+4E/16T, 2.5/4.7 GHz, 65/148W | ||
ab 210€ | Core i5-14400F | 6P+4E/16T, 2.5/4.7 GHz, 65/148W | ||
6C/12T, 4.7/5.3 GHz, 142W | Ryzen 5 7600X | ab 189€ | ||
lieferbare Bestpreise gemäß Geizhals am 19. August 2024, egal ob boxed oder tray |
Die preisliche Sache muß dann die Zeit richten, bei AMD funktioniert dies erfahrungsgemäß recht gut. Eine andere Möglichkeit, die hohen Preise rechtzufertigen, läge natürlich in der gezeigten Performance. Hierfür wurden von 20 Launch-Reviews zu Ryzen 9000 die Ergebnisse zu Anwendungs- und Spiele-Performance aufgenommen und nachfolgend zu Index-Werten der Gesamt-Performance verrechnet. Bei der Auswahl der benutzten Testberichte war Vollständigkeit bei den teilnehmenden Prozessoren Trumpf, da ansonsten die Ergebnis-Tabelle zu viele Lücken aufweist und die Index-Erstellung erschwert wird bzw. (durch zu viele Interpolationen) nicht mehr ganz so belastbar wäre. Natürlich konnte nur das ausgewertet werden, was vorhanden bzw. von den Hardwaretestern vorher ausgemessen wurde. Die Index-Werte der Launch-Analysen von 3DCenter sind somit niemals als die "wahre" Performance zu verstehen, sondern sind immer nur als Spiegel dessen gedacht, was die Hardwaretester zur jeweiligen Hardware im Schnitt gemessen haben.
Anw./Sp. | Anwendungs-Benchmarks | Spiele-Benchmarks | Zen4 | Zen5 | RPL | |
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AnandTech | 18 / 5 Tests | breiter Benchmark-Mix | 720p, 95th Percentile | DDR5/5200 | DDR5/5600 | DDR5/5600 |
Club386 | 9 / 5 Tests | MT-lastige Standard-Benchmarks | 1080p, lowest 1% fps | DDR5/6000 | DDR5/6000 | DDR5/6000 |
ComputerBase | 7 / 10 Tests | MT-lastige Standard-Benchmarks | 720p, Øavg+99th + Ø4090+7900XTX | DDR5/5200 | DDR5/5600 | DDR5/5600 |
Eurogamer | – / 6 Tests | – | 1080p, lowest 1% fps | DDR5/6000 | DDR5/6000 | DDR5/6000 |
Gamers Nexus | 9 / 5 Tests | kurzer Mix, Schwerpunkt SpecWS | 1080p, 1% low fps | DDR5/6000 | DDR5/6000 | DDR5/6000 |
Guru3D | 12 / – Tests | MT-lastige Standard-Benchmarks | – | ? | ? | ? |
Hardware & Co | 16 / 12 Tests | breiter Mix, Schwerpunkt Rendering/Workstation-Tests | 1080p/ 1% low fps | DDR5/6000 | DDR5/6000 | DDR5/6000 |
Hardwareluxx | 9 / 7 Tests | MT-lastige Standard-Benchmarks | 720p + DLSS/FSR | DDR5/5200 | DDR5/5600 | DDR5/5600 |
Hardware Upgrade | 9 / – Tests | MT-lastige Standard-Benchmarks | – | DDR5/6000 | DDR5/6000 | DDR5/6000 |
Hot Hardware | 14 / – Tests | breiter Mix, Schwerpunkt Office-Tests | – | DDR5/5200 | DDR5/5600 | DDR5/5600 |
Igor's Lab | 16 / 7 Tests | primär Workstation-Benchmarks | 720p, Ø avg fps + 1% low fps | DDR5/6000 | DDR5/6000 | DDR5/6000 |
PC Games Hardware | 6 / 10 Tests | MT-lastige Standard-Benchmarks | ≤720p, Gaming-Index | DDR5/5200 | DDR5/5600 | DDR5/5600 |
Phoronix | ~400 / – Tests | Workstation/Server-Benchmarks unter Linux | – | DDR5/6000 | DDR5/6000 | DDR5/6000 |
Quasarzone | – / 13 Tests | – | 1080p, 1% low fps | DDR5/6000 | DDR5/6000 | DDR5/6000 |
SweClockers | 7 / 7 Tests | MT-lastige Standard-Benchmarks | 720p, Ø avg fps + 1% low fps | DDR5/6000 | DDR5/6000 | DDR5/6000 |
TechPowerUp | 47 / 14 Tests | sehr breiter Mix, Schwerpunkt Office/Workstation-Tests | 720p, avg fps | DDR5/6000 | DDR5/6000 | DDR5/6000 |
TechSpot | 7 / 13 Tests | Standard-Benchmarks | 1080p, 1% low fps | DDR5/6000 | DDR5/6000 | DDR5/7200 |
Tom's Hardware | 23 / 6 Tests | breiter Mix, Schwerpunkt Office/Rendering-Tests | 1080p, 99th percentile fps | DDR5/5200 | DDR5/5600 | DDR5/5600 |
Tweakers | 13 / – Tests | breiter Mix, Schwerpunkt Adobe/Rendering-Tests | – | DDR5/5200 | DDR5/5600 | DDR5/5600 |
WCCF Tech | 8 / – Tests | MT-lastige Standard-Benchmarks | – | DDR5/6400 | DDR5/6400 | DDR5/7200 |
Anmerkung: gezählt wurden nur die tatsächlich verwendeten Tests/Benchmarks, Einzeltests mit krass abweichenden Ergebnissen oder GPU-limitierte Prozessoren-Tests wie CPU-limitierte Grafikkarten-Tests wurden nach Möglichkeit ausgeschlossen, üblicherweise zudem Ausschluß von Singlethread-Tests, Micro-Benchmarks und PCMark-Gesamtwertungen |
Die nachfolgenden Tabellen zur Anwendungs- und Spiele-Performance mussten wegen der Vielzahl an ausgewerteten Prozessoren-Modellen (15) auf jeweils zwei Tabellen aufgeteilt werden, wobei durchgehend der Ryzen 7 7950X die Index-Basis (=100%) bildet. Obwohl zur Benchmark-Auswertung üblicherweise auf Windows-Benchmarks gesetzt wird, sind hiermit auch die Linux-Benchmarks von Phoronix enthalten, trotz der bekannt stärkeren Performance-Skalierung dieser Werte (deswegen jedoch nicht benutzt für alle Gewichtungen). Jene geht aber wohl primär auf die Benchmark-Auswahl und nicht auf das Betriebssystem zurück und darf als Farbtupfer und Auflockerung gegenüber einer Vielzahl an anderen Standard-Benchmarks unter Windows mit dabei sein. Aufgrund der vielen ausgewerteten Testberichte ist der Effekt des Phoronix-Tests auf das Gesamtergebnis begrenzt bzw. sind Messungen zur Anwendungs-Performance sowieso immer eine Sache, wo die Auswahl der jeweiligen Benchmarks enorm das Performance-Ergebnis bzw. dessen Skalierung bestimmt.
Bezüglich der Spiele-Performance galt wiederum die Konzentration auf Benchmarks unter CPU-limitierten Bedingungen, was üblicherweise entweder durch besonders niedrige Auflösungen (720p) oder Messungen von 1% Perzentilen erreicht wird. Manchmal liegen auch beide Ergebnisse gleichzeitig vor, in diesem Fall wurde salomonischerweise ein Schnitt beider Ergebnis-Reihen verwendet (so geschehen bei den Spiele-Benchmarks von ComputerBase, Igor's Lab und SweClockers). Bei der ComputerBase flossen zudem auch noch die Testreihen mit unterschiedlichen Grafikkarten (GeForce RTX 4090 und Radeon RX 7900 XTX) jeweils hälftig ein, wobei deren Ergebnisse sich sowohl in der insgesamten Skalierung als auch bei den Abständen der Prozessoren untereinander doch stark ähneln. Dass man mit anderen (ähnlich starken) Grafikkarten auf deutlich andere Ergebnisse bei der Spiele-Performance kommen könnte, ist somit kaum zu befürchten.