Nach dem ersten Versuch eines Grafikkarten-Verkaufsreports für das Retail-Segment zum Januar 2020 [2] folgt nunmehr die "richtige" Ausgabe, welche die Grafikkarten-Verkäufe des gesamten ersten Quartals 2020 umfasst. Die Basis dieser Auswertung ergab sich wiederum aus jenen Daten, welche der deutsche Einzelhändler Mindfactory [3] öffentlich zu seinen Grafikkarten-Verkäufen des Consumer-Segments bekanntgibt – was mit einem Quartals-Absatz von 48.000 AMD- und nVidia-Grafikkarten zu einem Verkaufswert von über 18 Millionen Euro nicht gerade wenig ist. Über die nunmehr bereits mehrfach erfolgte (interne) monatliche Auswertung ergibt sich inzwischen auch ein besseres "Gefühl" für diese Daten, deren übliche Schwankungsbreite und generelle Belastbarkeit. Basierend auf der vorhandenen (großen) Datenmenge lassen sich somit sicherlich relevante Aussagen zum Retail-Grafikkartenmarkt in Mitteleuropa treffen.
Als allererstes dürfte dabei das Wohl & Wehe des Grafikkarten-Markts in Corona-Zeiten interessieren. In dieser Frage kann jedoch vorsichtig Entwarnung gegeben werden, denn die März-Zahlen sehen besser aus als die Februar-Zahlen und kommen vergleichsweise nahe der Januar-Zahlen. Bei den Stückzahlen ist dies nicht ganz so deutlich, diesbezüglich liegt zwischen Januar und März immer noch ein Rückgang um -11%. Dagegen hat sich der erzielte Umsatz klar besser gehalten, zwischen Januar und März ergab sich ein Rückgang von nur -3%. Vor allem aber dürfte der zu beobachtende Verlauf eines dicken Februar-Einbruchs samt einer gewissen März-Erholung (mit aber trotzdem dem Januar als besten Monat des ersten Quartals) vermutlich dem üblichen saisonalen Ablauf in einem ersten Quartal entsprechen. Auf Grafikkarten-Seite liegen hierzu zwar (noch) keine Erfahrungswerte vor, doch bei den PC-Prozessoren ist der Geschäftsverlauf wohl exakt dergleichen [4].
Ganz sicher wird man dies wohl erst mit den Daten zum April 2020 sagen können, aber die jetzt sichtbaren Verkaufszahlen zeigen eigentlich keinen wirklichen Corona-Effekt auf. In der gesamten IT-Branche kann dies anders aussehen, der Retail-Grafikkartenmarkt stellt davon natürlich nur eine (winzige) Teilmenge dar. Trotzdem ist es schön zu sehen, das es in Teilmärkten auch noch vergleichsweise "normal" weitergeht – und sei es nur, weil im Corona-bedingten Lockdown viele Leute einfach mehr Zeit zu Hause bzw. mit dem heimischen PC verbringen. Dabei haben natürlich auch etwas anziehende Grafikkarten-Durchschnittspreise zu diesem vergleichsweise positivem Ergebnis beigetragen: Zwischen Januar und März haben sich die durchschnittlichen Verkaufspreise faktisch aller Grafikkarten leicht erhöht, von durchschnittlich 364,02 Euro im Januar über 370,50 Euro im Februar auf nunmehr 398,00 Euro im März (alle Preis- und Umsatzangaben inklusive Mehrwertsteuer) – dies ergeben immerhin +9,3% höhere Durchschnittspreise innerhalb von nur zwei Monaten.
Die Gründe hierfür dürften vielfältig sein: Zum einen hat Corona-bedingt das Währungsrisiko zugenommen bzw. wird der Euro derzeit tendentiell etwas schwächer zum Dollar notiert, was dann automatisch die Endverkäuferpreise (etwas) hochtreibt. Teilweise können auch momentan erhöhte Transportkosten bzw. Preissteigerungen wegen ausbleibender oder verspäteter Lieferungen eine Rolle spielen. Gewichtiger dürfte allerdings der Geschäftsrückgang bei den "Alt"-Beschleunigern der Pascal-, Vega- und Polaris-Serien zugunsten der jeweils neuen Beschleuniger von AMDs Navi- und nVidias Turing-Serien sein. Dies ist den Durchschnitts-Zahlen für das ganze Quartal natürlich nicht zu entnehmen, ergibt sich aber aus der monatlichen Statistik: Während Navi & Turing im Januar zusammen für 70,6% aller Verkäufe standen, sind es im März dann schon 77,5% – mit dementsprechend zurückgehenden Verkaufsanteilen für die genannten Alt-Beschleuniger. Und da neuere Grafikkarten in aller Regel höhere Durchschnittspreise mitbringen, erklärt sich der Großteil der innerhalb des ersten Quartals steigenden Durchschnittspreise höchstwahrscheinlich über die zunehmende Marktdurchsetzung der jeweils neuen Grafikkarten-Generationen.
Dabei entfällt natürlich weiterhin der Löwenanteil auf nVidia mit einem Verkaufs-Marktanteil von 58,3% sowie einem Umsatz-Marktanteil von 67,6%. AMD hält demzufolge derzeit einen Verkaufs-Marktanteil von 41,7% sowie einen Umsatz-Marktanteil von 32,4% – wobei alle diese Zahlen über die drei Monate des ersten Quartals nicht großartig geschwankt haben. Dabei ist nVidia wesentlich weiter darin, seine Verkäufe mit möglichst aktuellen Beschleunigern zu erzielen, die Turing-Generation steht derzeit immerhin schon bei 49,2% Gesamt-Marktanteil. AMDs Verkaufszahlen sind dagegen nach wie vor stark von Alt-Beschleunigern abhängig – insbesondere die Polaris-Generation ist für AMD im Mainstream-Segment nach wie vor elementar (wenngleich wie gesagt inzwischen mit zurückgehenden Verkaufszahlen). Dies läßt sich gut anhand der Preis-sortierten Verkaufsliste ermessen, wo Radeon RX 570, 580 & 590 nach wie vor mit sehr beachtbaren Stückzahlen (für das komplette erste Quartal) zu notieren sind:
AMD | nVidia | |
---|---|---|
1365 Stück zu Ø 1.235,87 Euro | GeForce RTX 2080 Ti | |
2295 Stück zu Ø 777,25 Euro | GeForce RTX 2080 Super | |
Radeon VII | 390 Stück zu Ø 574,88 Euro | |
8315 Stück zu Ø 545,58 Euro | GeForce RTX 2070 Super | |
1590 Stück zu Ø 423,19 Euro | GeForce RTX 2070 | |
Radeon RX 5700 XT | 6825 Stück zu Ø 421,78 Euro | |
3295 Stück zu Ø 416,57 Euro | GeForce RTX 2060 Super | |
1135 Stück zu Ø 353,39 Euro | GeForce RTX 2060 | |
Radeon RX 5700 | 3300 Stück zu Ø 335,31 Euro | |
855 Stück zu Ø 307,10 Euro | GeForce GTX 1660 Ti | |
Radeon RX 5600 XT | 715 Stück zu Ø 305,49 Euro | |
3105 Stück zu Ø 249,34 Euro | GeForce GTX 1660 Super | |
1345 Stück zu Ø 224,18 Euro | GeForce GTX 1660 | |
Radeon RX 5500 XT | 1015 Stück zu Ø 219,58 Euro | |
Radeon RX 590 | 1830 Stück zu Ø 189,67 Euro | |
Radeon RX 580 | 2285 Stück zu Ø 176,40 Euro | |
410 Stück zu Ø 174,98 Euro | GeForces GTX 1650 Super | |
740 Stück zu Ø 157,16 Euro | GeForce GTX 1650 | |
Radeon RX 570 | 3060 Stück zu Ø 142,27 Euro | |
basierend auf den Verkaufszahlen des deutschen Einzelhändlers Mindfactory [3] im Q1/2020 |
Als Spitzen-Verkaufsmodelle zeigen sich dabei GeForce RTX 2070 Super (8315 Verkäufe) und Radeon RX 5700 XT (6825 Verkäufe), andere gut verkaufte Grafikkarten sind Radeon RX 5700 (3300 Verkäufe), GeForce RTX 2060 Super (3295 Verkäufe), GeForce GTX 1660 Super (3105 Stück) und Radeon RX 570 (3060 Stück). Von den eigentlich durch nVidias "SUPER"-Refresh auslaufenden Karten verkaufte sich die GeForce RTX 2070 erstaunlicherweise immer noch ziemlich gut, auch GeForce GTX 1660 und GeForce GTX 1660 Ti waren nicht schlecht dabei. Die GeForce RTX 2080 ist mit nur 10 Verkäufen über das gesamte erste Quartal hingegen wirklich nicht mehr erwähnenswert, während die Abverkaufsangebote zur Radeon VII mit 390 Verkäufen weiterhin noch etwas Umsatz für AMDs Vega-Generation erbrachten. Auffallend ist daneben, wie vergleichsweise wenig sich GeForce GTX 1650 & GeForce GTX 1650 Super verkaufen konnten – in diesem Marktsegment gehen die Polaris-basierten Grafikkarten nach wie vor deutlich besser weg als nVidias Turing-basierte Neuware.
Während die Alt-Beschleuniger also hier und da weiterhin für gute Stückzahlen sorgen können, sieht es beim damit erzielten Umsatz wesentlich weniger prall aus. Dies ist besonders gut an den Polaris-basierten Grafikkarten zu sehen, welche zu einem Verkaufs-Marktanteil von 16,0% nur noch einen Umsatz-Marktanteil von 6,8% mitbringen. nVidias Turing-basierte Grafikkarten zeigen sich in dieser Frage nochmals stärker als sowieso schon: Deren Verkaufs-Marktanteil von 49,2% wird mit einem Umsatz-Marktanteil von satten 65,2% (über alle Verkäufe von AMD & nVidia hinweg!) gekrönt, Turing erzielt derzeit also grob 2 von 3 Euro Verkaufserlös im Retail-Grafikkartenmarkt. Dies ist Folge eines sowohl breiten als auch vergleichsweise hochpreisigen Turing-Portfolios – man beachte den herausragend hohen Durchschnittspreis von 500,48 Euro, trotz wie gesagt eines breiten Portfolios bis hinein ins Mainstream-Segment. An dieser Stelle sieht man letztlich die Grundlage für nVidias üblicherweise herausragende Geschäftsergebnisse [10].
Verkäufe | Ø-Preis | Umsatz | Verkaufsanteil | Umsatzanteil | |
---|---|---|---|---|---|
AMD Navi | 11855 | 373,39 € | 4.426.490,50 € | 24,6% | 24,3% |
AMD Vega | 400 | 567,42 € | 226.968,60 € | 0,8% | 1,2% |
AMD Polaris | 7715 | 160,32 € | 1.236.843,25 € | 16,0% | 6,8% |
AMD sonstiges | 130 | 42,97 € | 5.586,50 € | 0,3% | 0,0% |
nVidia Turing | 23720 | 500,48 € | 11.871.439,05 € | 49,2% | 65,2% |
nVidia Pascal | 2925 | 126,51 € | 370.035,80 € | 6,1% | 2,0% |
nVidia sonstiges | 1490 | 41,29 € | 61.527,55 € | 3,1% | 0,3% |
INSGESAMT | 48235 | 377,30 € | 18.198.891,25 € | - | - |
basierend auf den Verkaufszahlen des deutschen Einzelhändlers Mindfactory [3] im Q1/2020 |
nVidias hohe Durchschnittspreise werden aber natürlich auch über den Umstand gefüttert, das es derzeit im HighEnd- und Enthusiasten-Marktsegment kaum einen Wettbewerb mit AMD gibt – und damit fast alle Umsätze dieser Preissegmente an nVidia fallen. Dabei ist dort, wo AMD derzeit einen ernsthaften Wettbewerb bietet, sofort ein ausgeglichenes oder sogar leicht AMD zuneigendes Marktverhältnis vorhanden: Im Midrange- sowie im Mainstream-Segment hat AMD mit 61% bzw. 55% die höheren Stückzahlen sowie mit 61% bzw. 50% (zusammengerechnet) sogar noch einen kleinen Umsatz-Vorteil. Nur im LowCost-Segment dreht sich das Verhältnis trotz vorhandenem AMD-Angebots wieder um – wobei man diesbezüglich anmerken kann, das AMDs dortiges Portfolio reichlich suboptimal ist (viel zu teure Radeon RX 550, keine echte LowCost-Lösung neueren Baudatums) und vor allem nVidia bei reinen Windows/Office-Grafikkarten schon traditionell vorgezogen wird.
Verkäufe | Ø-Preis | Umsatz | ||||
---|---|---|---|---|---|---|
AMD | nVidia | AMD | nVidia | AMD | nVidia | |
Enthusiast (>900€) | - | 1365 (100,0%) | - | 1.235,87 € | - | 1.686.963,55 € (100,0%) |
HighEnd (500-900€) | 390 (3,5%) | 10620 (96,5%) | 574,88 € | 595,85 € | 224.202,00 € (3,4%) | 6.327.888,00 € (96,6%) |
Midrange (250-500€) | 10850 (61,2%) | 6875 (38,8%) | 387,68 € | 394,06 € | 4.206.380,65 € (60,8%) | 2.709.135,55 € (39,2%) |
Mainstream (100-250€) | 8320 (55,2%) | 6750 (44,8%) | 171,09 € | 212,42 € | 1.423.432,40 € (49,8%) | 1.433.867,80 € (50,2%) |
LowCost (<100€) | 540 (17,6%) | 2525 (82,4%) | 77,54 € | 57,48 € | 41.873,80 € (22,4%) | 145.147,50 € (77,6%) |
INSGESAMT | 20100 (41,7%) | 28135 (58,3%) | 293,33 € | 437,28 € | 5.895.888,85 € (32,4%) | 12.303.002,40 € (67,6%) |
basierend auf den Verkaufszahlen des deutschen Einzelhändlers Mindfactory [3] im Q1/2020 |
Allerdings spielt das LowCost-Segment angesichts der Umsatz- und sogar der Stückzahlen-Verteilung auf dem Retail-Grafikkartenmarkt keinerlei beachtbare Rolle. Augenscheinlich werden die großen Kontingente an Windows/Office-Grafikkarten maßgeblich an Einzelhändlern wie der Mindfactory vorbei verkauft, vermutlich gleich direkt bei den Distributoren geordert. Angesichts der Marktsegments-Verteilung im Retail-Grafikkartenmarkt muß das Augenmerk der im Retail-Geschäft tätigen Grafikkarten-Hersteller ziemlich klar auf die Segmente Mainstream, Midrange und HighEnd gehen – und wenn noch Reserven sind, dann auch zum Enthusiasten-Segment. Jenes macht zwar nur 2,8% der Stückzahlen aus, erzielt damit aber gleich 9,3% der Umsätze – und dies sicherlich zu einer erklecklichen Gewinnquote. Aufgrund der vergleichsweise breiten Verteilung von Stückzahlen und Umsätzen über alle Marktsegmente hinweg läßt sich abschließend sagen, das wohl nur ein Grafikchip-Anbieter, welcher möglichst alle Marktsegmente adäquat bedient, die Chance auf Marktführerschaft hat – so wie dies derzeit bei nVidia zu sehen ist.
Verkäufe | Ø-Preis | Umsatz | Verkaufsanteil | Umsatzanteil | |
---|---|---|---|---|---|
Enthusiast (>900€) | 1365 | 1.235,87 € | 1.686.963,55 € | 2,8% | 9,3% |
HighEnd (500-900€) | 11010 | 595,10 € | 6.552.090,00 € | 22,8% | 36,0% |
Midrange (250-500€) | 17725 | 390,16 € | 6.915.516,20 € | 36,7% | 38,0% |
Mainstream (100-250€) | 15070 | 189,60 € | 2.857.300,20 € | 31,2% | 15,7% |
LowCost (<100€) | 3065 | 61,02 € | 187.021,30 € | 6,4% | 1,0% |
AMD | 20100 | 293,33 € | 5.895.888,85 € | 41,7% | 32,4% |
nVidia | 28135 | 437,28 € | 12.303.002,40 € | 58,3% | 67,6% |
INSGESAMT | 48235 | 377,30 € | 18.198.891,25 € | - | - |
basierend auf den Verkaufszahlen des deutschen Einzelhändlers Mindfactory [3] im Q1/2020 |
Erklärung zum Zustandekommen dieser Zahlen: Für diesen Verkaufsreport wurde schlicht am letzten Tag jeden Monats (um zu einem Monatsanfang eintretende Listungs-Änderungen vorzubeugen) die kompletten öffentlich sichtbaren Verkaufszahlen (samt Preislagen) aller bei der Mindfactory gelisteten Consumer-Grafikkarten in eine Excel-Datenbank gesichert. Professionelle Grafikkarten wurden hierbei nicht notiert, was auf die entsprechenden Angebote von AMD, Matrox und nVidia zutrifft – jene sollen kein Thema dieses Verkaufsreports sein, werden üblicherweise bei AMD & nVidia in den Quartalszahlen auch anderen Unternehmens-Sparten zugerechnet. Die Mindfactory-Listungen sind leider nicht gänzlich perfekt, manchmal verschwinden einzelne Grafikkarten-Modelle und tauchen nachher unvermittelt wieder auf – möglicherweise basierend auf Nachliefer-Problemen. Mit der Zeit lassen sich diese fehlenden Grafikkarten natürlich allesamt jener Excel-Datei zutragen, zudem passiert dieser Fehler sowieso zumeist nur bei schlecht lieferbaren Modellen, deren Verkaufszahlen üblicherweise nicht wirklich hoch sind. Die geschätzte Fehlermarge bei einzelnen Grafikkarten dürfte somit kaum über 3% hinausgehen, auf alle Verkäufe bezogen sicherlich unterhalb von 1% liegen.
Eine andere Problematik liegt in der Preiserfassung, welche natürlich nicht für jeden einzelnen Verkauf stattfinden kann, sondern nur sehr grob über den Preis vom Monatsende sowie vom vorhergehenden Monatsende passiert. Aus diesen beiden singulären Preispunkten wird dann einfach der Durchschnitt gebildet – weil natürlich bei sinkenden Preisen niemand im Nachhinein genau sagen kann, wann die jeweilige Preissenkung eingesetzt hat. Diese Regel hat zudem noch eine kleine Ausnahme: Bei mehr als 10% Preisdifferenz gilt die Annahme, das der höhere Preis unverkäuflich hoch war und das alle Verkäufe mehrheitlich zum kleineren Preis stattgefunden haben. In diesem Fall wird als Preisdurchschnitt der kleinere Preis +5% angesetzt. Wirklich genau sind beide Berechnungsmethoden natürlich überhaupt nicht – allerdings ist die Datenmenge mit ca. 500 ausgewerteten Grafikkarten-Modellen und einer fünfstelligen Anzahl an monatlichen Grafikkarten-Verkäufen auch ziemlich groß, so dass sich dieser Fehler einfach darüber minimieren dürfte. Wie bei den reinen Verkaufszahlen gilt auch bei den Umsätzen die Faustregel einer geschätzten Fehlermarge von bis zu 3% bei einer einzelnen Grafikkarte, auf alle Verkäufe bezogen dann sicherlich unterhalb von 1%.
Bezüglich der Aufteilung der Grafikkarten zu einzelnen Marktsegmenten (Enthusiast, HighEnd, Midrange, Mainstream & LowCost) fand eine gewisse Neuordnung statt. Denn nach dem Anziehen der Grafikkarten-Preise in den letzten Jahren gelten die alten Preismarkierungen nicht mehr, hat sich alles einigermaßen nach oben verschoben – was früher "Midrange" war, ist nun nur noch "Mainstream", usw. Die neuen Preiseinteilungen lauten dabei ab 900 Euro für Enthusiasten-Grafikkarten, zwischen 500-900 Euro für HighEnd-Grafikkarten, zwischen 250-500 Euro für Midrange-Grafikkarten, zwischen 100-250 Euro für Mainstream-Grafikkarten und bis 100 Euro für LowCost-Grafikkarten. Letztere Kategorie soll zudem nur noch für diejenigen Modelle offen sein, welche nicht für einen Gaming-Einsatz gedacht sind, sondern eher nur als Ersatz einer integrierten GPU zur Desktop- und Video-Darstellung dienen. Die Einordnung einer Grafikkarte in ein Marktsegment erfolgte dann anhand der jeweils erzielten Durchschnitts-Preise, in grenzwertigen Fällen können aber auch Listenpreis sowie die Performance-Einordnung den Ausschlag geben. Über die genauen Grenzen dieser Neuaufteilung der Marktsegmente kann man natürlich streiten – wer hierzu andere Vorstellungen hat, kann mittels der nachfolgend zur Verfügung gestellten Rohdaten (unter entsprechendem Quellenverweis) auch eigene Statistiken auflegen.
Zudem soll darauf hingewiesen werden, das diese Zahlen des deutschen Einzelhändlers Mindfactory natürlich auch nur einen Ausschnitt aus dem Retail-Geschäft aufzeigen können – und jener Ausschnitt bestenfalls die groben Tendenzen korrekt abbilden dürfte. Denn trotz der Unternehmensgröße der Mindfactory ist der Retail-Markt natürlich viel größer und wird jeder Einzelhändler zudem andere Nuancen aufweisen. Beispielsweise listet die Mindfactory derzeit keinerlei Asus-Grafikkarten – womit ein bedeutendes Stück des Grafikkarten-Markts fehlt und sich zudem auch jegliche Hersteller-Vergleiche basierend auf diesen Zahlen verbieten. In vielen Punkten dürfte sich das Fehlen von Asus (und eventuell anderer Grafikkarten-Hersteller) über die schiere Masse des vorhandenen Angebots ausgleichen, denn Mindfactory listet für die beliebtesten Grafikkarten oftmals gleich 25-30 Modelle. Aber gerade wenn Asus irgendwo etwas besonderes bei nur einer einzelnen Grafikkarte aufbietet (und damit große Verkaufserfolge feiert), dann kann dieser Verkaufsreport dies natürlich nicht abbilden. Neben der Unsicherheit bei der reinen Zahlenerfassung ist dieser Verkaufsreport also immer nur als (unperfekte) Teil-Abbildung des gesamten Retail-Marktes anzusehen.
Segment | Basis | Liste | Verkäufe | Ø-Preis | Umsatz | V-Anteil | U-Anteil | |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
GeForce RTX 2080 Ti | Enthusiast | Turing | 999$ | 1365 | 1.235,87 € | 1.686.963,55 € | 2,8% | 9,3% |
GeForce RTX 2080 Super | HighEnd | Turing | 699$ | 2295 | 777,25 € | 1.783.793,40 € | 4,8% | 9,8% |
GeForce RTX 2080 | HighEnd | Turing | 699$ | 10 | 763,81 € | 7.638,10 € | 0,0% | 0,0% |
GeForce RTX 2070 Super | HighEnd | Turing | 499$ | 8315 | 545,58 € | 4.536.456,50 € | 17,2% | 24,9% |
GeForce RTX 2070 | Midrange | Turing | 499$ | 1590 | 423,19 € | 672.871,05 € | 3,3% | 3,7% |
GeForce RTX 2060 Super | Midrange | Turing | 399$ | 3295 | 416,57 € | 1.372.597,50 € | 6,8% | 7,5% |
GeForce RTX 2060 | Midrange | Turing | 299$ | 1135 | 353,39 € | 401.099,95 € | 2,4% | 2,2% |
GeForce GTX 1660 Ti | Midrange | Turing | 279$ | 855 | 307,10 € | 262.567,05 € | 1,8% | 1,4% |
GeForce GTX 1660 Super | Mainstream | Turing | 229$ | 3105 | 249,34 € | 774.185,65 € | 6,4% | 4,3% |
GeForce GTX 1660 | Mainstream | Turing | 219$ | 1345 | 224,18 € | 301.523,25 € | 2,8% | 1,7% |
GeForce GTX 1650 Super | Mainstream | Turing | 159$ | 410 | 174,98 € | 71.743,05 € | 0,9% | 0,4% |
GeForce GTX 1650 | Mainstream | Turing | 149$ | 740 | 157,16 € | 116.299,30 € | 1,5% | 0,6% |
GeForce GTX 1060 | Mainstream | Pascal | 249$ | 140 | 181,16 € | 25.361,70 € | 0,3% | 0,1% |
GeForce GTX 1050 Ti | Mainstream | Pascal | 139$ | 950 | 143,89 € | 136.699,25 € | 2,0% | 0,8% |
GeForce GTX 1050 | Mainstream | Pascal | 109$ | 60 | 134,26 € | 8.055,60 € | 0,1% | 0,0% |
GeForce GT 1030 | LowCost | Pascal | 79$ | 1035 | 80,79 € | 83.619,95 € | 2,1% | 0,5% |
GeForce GT 730 | LowCost | Fermi/Kepler | ? | 125 | 64,70 € | 8.087,10 € | 0,3% | 0,0% |
GeForce GT 710 | LowCost | Fermi/Kepler | ? | 1350 | 39,14 € | 52.839,40 € | 2,8% | 0,3% |
GeForce 210 | LowCost | Tesla 2 | ? | 15 | 40,07 € | 601,05 € | 0,0% | 0,0% |
Radeon RX 5700 XT | Midrange | Navi | 399$ | 6825 | 421,78 € | 2.878.667,15 € | 14,1% | 15,8% |
Radeon RX 5700 | Midrange | Navi | 349$ | 3300 | 335,31 € | 1.106.518,35 € | 6,8% | 6,1% |
Radeon RX 5600 XT | Midrange | Navi | 279$ | 715 | 305,49 € | 218.428,55 € | 1,5% | 1,2% |
Radeon RX 5500 XT | Mainstream | Navi | 169/199$ | 1015 | 219,58 € | 222.876,45 € | 2,1% | 1,2% |
Radeon VII | HighEnd | Vega | 699$ | 390 | 574,88 € | 224.202,00 € | 0,8% | 1,2% |
Radeon RX Vega 56 | Midrange | Vega | 399$ | 10 | 276,66 € | 2.766,60 € | 0,0% | 0,0% |
Radeon RX 590 | Mainstream | Polaris | 279$ | 1830 | 189,67 € | 347.095,50 € | 3,8% | 1,9% |
Radeon RX 580 | Mainstream | Polaris | 229$ | 2285 | 176,40 € | 403.082,95 € | 4,7% | 2,2% |
Radeon RX 570 | Mainstream | Polaris | 169$ | 3060 | 142,27 € | 435.355,90 € | 6,3% | 2,4% |
Radeon RX 560 | Mainstream | Polaris | 99$ | 130 | 115,55 € | 15.021,60 € | 0,3% | 0,1% |
Radeon RX 550 | LowCost | Polaris | 79$ | 410 | 88,51 € | 36.287,30 € | 0,9% | 0,2% |
Radeon R7 240 | LowCost | GCN1 | 89$ | 40 | 44,33 € | 1.773,20 € | 0,1% | 0,0% |
Radeon R5 230 | LowCost | Terascale 2 | ? | 40 | 41,36 € | 1.654,40 € | 0,1% | 0,0% |
Radeon HD 6450 | LowCost | Terascale 2 | ? | 50 | 43,18 € | 2.158,90 € | 0,1% | 0,0% |
INSGESAMT | - | - | - | 48235 | 377,30 € | 18.198.891,25 € | - | - |
basierend auf den Verkaufszahlen des deutschen Einzelhändlers Mindfactory [3] im Q1/2020 |
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Nachtrag vom 14. April 2020
Leicht überraschend an den Grafikkarten-Marktanteilen im deutschen Retail-Handel anhand der Verkaufsstatistik der Mindfactory im ersten Quartal 2020 ist deren vergleichsweise geringe Abweichung zum weltweiten Desktop-Markt. Leider liegen hierzu noch keine passenden Zahlen für das erste Quartal vor, aber dies dürfte im Vergleich mit den enormen Differenzen im CPU-Geschäft nichts wesentliches mehr ändern: Denn während sich die CPU-Verkäufe der Mindfactory im vierten Quartal 2019 zu 82:18% zwischen AMD und Intel verteilten, lag das Marktverhältnis im Gesamtmarkt aller x86 Desktop-Prozessoren mit 18:82% exakt umgedreht. Dies bedeutet zum einen, dass das OEM-Geschäft logischerweise klar in der Hand von Intel ist – und das jenes im Vergleich zum Retail-Markt regelrecht riesig sein muß, um diesen drastisch zugunsten von AMD ausgehenden Retailmarkt noch derart glatt umzudrehen. Die üblichen Schätzungen belaufen sich auf 5-20% Retailmarkt-Anteil am CPU-Gesamtmarkt, vermutlich ist der reale Wert aufgrund dieser drastischen Zahlen aber eher am unteren Ende dieser Abschätzung angesiedelt (Beispielrechnung: bei einem angenommenen Retailmarkt-Anteil von 20% müsste AMDs OEM-Marktanteil bei nur ~2% liegen, um auf die ausgewiesenen Marktanteile zu kommen).
Desktop Retail DE | Desktop gesamt weltweit | (Datenbasis) | |
---|---|---|---|
Prozessoren: AMD vs. Intel | 82% vs. 18% | 18% vs. 82% | Mindfactory Q4/2019 [4] vs. Weltweit Q4/2019 [13] |
Grafikkarten: AMD vs. nVidia | 42% vs. 58% | 31% vs. 69% | Mindfactory Q1/2020 [12] vs. Weltweit Q4/2019 [14] |
So gesehen erscheinen die Zahlen vom Grafikkarten-Markt als regelrecht solide, wenn für den Gesamtmarkt ein Marktverhältnis von 31:69% genannt wird, die Mindfactory-Verkäufe für den Retail-Markt dann 42:58% ergeben. Selbst das hierbei bei der Mindfactory die non-Consumer-Modelle fehlen bzw. dass der Erfassungszeitraum (einmal Q4/2019 und einmal Q1/2020) nicht deckungsgleich ist, ändert überhaupt nichts daran, das die Mindfactory-Verkaufsstatistik bei Grafikkarten dem Gesamtmarkt drastisch näherkommt als im Prozessoren-Bereich zu sehen. Dies bedeutet wohl, dass das Käuferverhalten im OEM-Markt nicht wesentlich anders liegt, sowie gleichzeitig dass im Grafikkarten-Geschäft der OEM-Markt nicht so drastisch dominiert. Dies erscheint auch logisch, denn Gamer-Grafikkarten werden eher denn als Einzelstücke im Fachhandel gekauft, die Verkaufsform als Komplett-PC ist zwar auch präsent, aber (weil man die Grafikkarten häufiger als das Gesamtsystem wechseln) eben nicht derart dominierend. Zudem scheint der LowCost-Markt als inzwischen weitgehend ausgetrocknet, in jedem Fall nicht mehr so eminent Stückzahlen-stark wie vor den Zeiten (vernünftiger) integrierter Grafiklösungen [15].
Die trotzdem zu sehende Differenz zwischen den Mindfactory- und den weltweiten Zahlen läßt sich dann über viele Effekte & Einflüsse erklären: Zum einen ist das Geschäft mit Komplett-PCs eher in der Hand von nVidia, geht es bei Komplett-PCs schließlich zuerst um den schönen Schein – womit starke Marken ("nVidia" & "GeForce") bevorzugt werden, egal ob das konkret verbaute Modell drittklassig ist. Ähnlich läuft es auch im Geschäft mit LowCost-Grafikkarten für Office-PCs, wo traditionell die als problemloser wahrgenommenen Grafikkarten bevorzugt werden – wieder ein klarer Sieg für nVidia. Und dann spielen in diesem Maßstab sicherlich auch noch regionale Unterschiede mit hinein: Deutschland ist nun einmal AMD vergleichsweise gut gewogen, an anderen Gestaden hat das "Team Red" weit weniger gute Karten. In kleinen Märkten fehlt AMD teilweise auch einfach die Masse, um gegenüber nVidia überhaupt anzutreten – dann führen die Händler eben nur nVidia-Karten und etwas anderes ist kaum verfügbar. In jedem Fall ist es viel einfacher, von einem Retail-Marktanteil in Deutschland von 42% zu einem weltweiten Marktanteil von 31% zu kommen – als im Prozessoren-Geschäft, wo einem Retail-Marktanteil in Deutschland von 82% ein weltweiter Marktanteil von nur 18% gegenübersteht.
Nachtrag vom 17. April 2020
WCCF Tech [16] zeigen Hardware-Statistiken eines chinesischen Benchmarks, wonach die CPU-Verbreitung in China mit 21:79% klar an Intel geht. Sowohl die chinesische Originalquelle als auch WCCF Tech geben dies allerdings als "Market Share" aus, wobei die Datenquelle in Form eines augenscheinlich in China beliebten Benchmark-Programms eher dafür spricht, das hierbei ein Verbreitungsgrad und keine aktuellen Marktanteile zu sehen sind. Der Unterschied zum aktuellen Marktgeschehen liegt in der Vielzahl an früher gekauften Systemen, welche vielleicht keine Spitzenplätze mehr einnehmen, kumuliert aber durchaus auf Masse kommen werden. So gesehen ist ein Verbreitungsgrad von 21:79% pro Intel nichts wirklich ungewöhnliches – wenn die weltweiten CPU-Verkäufe im vierten Quartal 2019 [13] bei 16:84% liegen, dann zeigt dieser Verbreitungsgrad sogar auf eine gewisse pro-AMD-Neigung in China hin. Hier spielt sicherlich die geringere (durchschnittliche) Kaufkraft und damit eine Präferenz zugunsten von Hardware mit hohem Preis/Leistungs-Verhältnis hinein. Dies dürfte dann auch erklären, wieso die GPU-Topliste so deutlich anders aussieht als bei den aktuellen Retail-Verkäufen in Deutschland:
China (Verbreitung) | DE (Retail-Verkäufe Q1/2020) | |
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1. | Radeon RX 580 (Mainstream) | GeForce RTX 2070 Super (HighEnd) |
2. | GeForce GTX 1660 (Mainstream) | Radeon RX 5700 XT (Midrange) |
3. | GeForce GTX 1650 (Mainstream) | Radeon RX 5700 (Midrange) |
4. | GeForce GTX 1050 Ti (Mainstream) | GeForce RTX 2060 Super (Midrange) |
5. | GeForce GTX 1660 Super (Mainstream) | GeForce GTX 1660 Super (Mainstream) |
6. | GeForce RTX 2060 (Midrange) | Radeon RX 570 (Mainstream) |
7. | GeForce GTX 1660 Ti (Midrange) | GeForce RTX 2080 Super (HighEnd) |
8. | GeForce GTX 1060 6GB (Mainstream) | Radeon RX 580 (Mainstream) |
9. | GeForce GTX 1060 3GB (Mainstream) | Radeon RX 590 (Mainstream) |
10. | GeForce RTX 2070 Super (HighEnd) | GeForce RTX 2070 (Midrange) |
Zum einen präferiert man in China auf GPU-Seite sehr eindeutig nVidia – bis auf die Ausnahme an der Spitze mit der Radeon RX 580 (wobei es sehr erstaunt, das die zu Kracherpreisen in Fernost angebotene Radeon RX 570 in dieser Aufstellung fehlt). Zum anderen ist das generelle Performance- und Preis-Niveau deutlich niedriger als in Deutschland, wenn in der Top 10 nur ein HighEnd-Modell (ganz zum Schluß) und nur zwei Midrange-Modelle genannt werden, ergo gleich 7 Mainstream-Lösungen vertreten sind. Die deutsche Top-Liste (wie gesagt Verkäufe und damit deutlich aktueller als Verbreitungsgrade) ist da wesentlich ausgewogener, beinhaltet 2 HighEnd-Modelle sowie jeweils 4 Midrange- und Mainstream-Modelle. Dabei taucht das erste Mainstream-Modell in Deutschland erst an Position 5 auf, während in China gleich die forderen 5 Plätze in der Hand von Mainstream-Modellen sind. Ohne das hierzu jetzt konkrete Daten vorliegen würden, darf angenommen werden, das in anderen Schwellen- und Entwicklungsländern (wozu China eigentlich nicht mehr zählt) das generelle Marktgefüge ähnlich aussieht, in der Masse also eher Grafikkarten für 150-250 Euro bevorzugt werden – während im deutschen Retail-Handel derzeit der Durchschnittspreis bereits bei 377 Euro liegt.
Nachtrag vom 19. April 2020
Mittels einer anderen Darstellungsform lassen sich einige Aussagen des "Mindfactory Grafikkarten Retail-Verkaufsreports Q1/2020" zum aktuellen Stand des Grafikkarten-Retailmarkts vielleicht noch etwas plastischer darlegen. Die wichtigsten Grafikkarten (außerhalb des Einsteiger-Segments) sind hierbei gemäß der Stärke ihrer Stückzahlen-Verkäufe entsprechend groß eingezeichnet, die X-Achse gibt zudem eine schematische (sprich: nicht Skalen-genaue) preisliche Einordnung wieder. Damit lassen sich die Stärken und Schwächen der jeweiligen Angebots-Portfolios ganz gut identifizieren: So hat nVidia ein doch sehr ausgewogenes und breites Portfolio aufgestellt, in welchem es für jeden Preisbereich eine Lösung gibt – auch wenn selbige nicht in jedem Fall zu den Verkaufsschlagern zählen. AMD bietet hingegen ein regelrecht lückenhaftes Portfolio auf: Mit einer beachtbaren Lücke bei ~250 Euro – und dann einer de-facto-Abstinenz bei allen Preispunkten ab 500 Euro (das Feigenblatt der Restposten-Verkäufe zur Radeon VII nicht beachtend). Dass AMD mit diesen großen Portfolio-Lücken überhaupt noch auf einen Stückzahlen-Marktanteil von 41,7% im ersten Quartal kommt, ist dann schon eine beachtbare Leistung – welche zudem andeutet, das AMD mit einem vollständigen Angebots-Portfolio noch viel näher zur 50-Prozent-Marke stehen könnte.
Besonders schmerzlich dürfte diese Erkenntnis bezüglich der vermeidbaren Portfolio-Lücken von AMD bei den genannten ~250 Euro sein – gerade angesichts des Verkaufserfolgs der GeForce GTX 1660 Super zu genau diesem Preispunkt. AMDs Experimente an dieser Lücke waren zudem bisher arg halbherzig: Die preislich nur wenig niedriger angesetzte Radeon RX 5500 XT ist von der Performance her kein Kontrahent zur GeForce GTX 1660 Super – und die von der Performance her grob passende Radeon RX 5600 XT ist wiederum preislich zu hoch ausgefallen, wildert eher (unnützerweise) im Territorium der Radeon RX 5700. Bei der aktuellen Stückzahlen- und Karten-Verteilung wäre eine Radeon RX 5600 XT, welche sich in allen Punkten eher in Richtung der GeForce GTX 1660 Super orientiert, die auf den ersten Blick wohl bessere Wahl gewesen. Zudem fällt mit dieser Grafik auf: Überall dort, wo AMD sinnvolle Angebote aufgestellt hat, liegt man bezüglich der Verkaufszahlen dann auch wirklich gut. Dies trifft auf die Radeon RX 570/580/590 Modelle im Mainstream-Bereich sowie Radeon RX 5500 XT im Midrange-Bereich sehr augenscheinlich zu. Schlecht schneiden nur jene AMD-Lösungen ab, welche preislich unpassend sind: Die klar zu teure Radeon RX 5500 XT sowie die preislich unglücklich (zu nahe an die Radeon RX 5700) angesetzte Radeon RX 5600 XT.
nVidia hat seine Verkaufsschlager dagegen auffallend oft dort, wo AMD überhaupt kein Gegenangebot aufbietet: Zum einen die genannte GeForce GTX 1660 Super – und dann natürlich die GeForce RTX 2070 Super sowie die nachfolgenden noch stärkeren Modelle des Angebots-Portfolios. Die einzige nVidia-Karte mit wirklich starken Verkaufszahlen trotz eines (würdigen) AMD-Kontrahenten ist die GeForce RTX 2060 Super – ansonsten dominiert entweder der eine oder andere Anbieter mit seinem Angebot. Interessanterweise könnte nVidia dann kurzfristig sogar die besseren Chancen zugunsten steigender Marktanteile haben, denn bei AMD dürften die derzeit noch vorhandenen Polaris- und Vega-basierten Angebote in naher Zukunft auslaufen bzw. zumindest weniger verkauft werden. Wenn man sich die vorstehende Grafik mal ohne die mit einem etwas schwächeren Rot gekennzeichneten Radeon RX 570/580/590 sowie Radeon VII denkt, dann würde AMD in dieser Situation reichlich nackt dastehen. Dies macht es für AMD um so dringender, die sich alsbald neu ergebenden Lücken mit Navi-basierten Beschleunigern zu füllen – denn ein vollständiges Portfolio ist wohl einfach Pflicht, um den Marktführer effektiv herauszufordern zu können.
Nachtrag vom 20. April 2020
Eine Betrachtung der monatlichen Grafikkarten-Verkäufe bei der Mindfactory zeigt interessante Tendenzen auf, welche im laufenden zweiten Quartal vermutlich um so stärker hervortreten dürften. So zeigt sich im Vergleich der monatlichen Zahlen des hauptsächlichen Produktprogramms (ohne Einsteiger-Modelle und Auslauf-Ware), das die Verkäufe zwischen Januar und März vergleichsweise stabil waren, mit natürlich dem beachtbaren Einbruch im Februar. Jener ist gemäß aller Erfahrung aber schlicht saisonal begründet – ergo zeigt sich in diesen Verkaufszahlen gerade des hauptsächlichen Produktprogramms noch überhaupt kein Corona-Effekt. Allenfalls ist ein gewisser Währungseffekt zu sehen, denn im März gehen die Preise der allermeisten Karten um ca. 2% nach oben – was exakt dem Verlauf des Dollar/Euro-Kurses zu diesem Zeitpunkt entspricht (von grob 1,11 Dollar/Euro auf 1,09 Dollar/Euro). Allerdings lag der gesamte Preisanstieg zwischen Januar und März 2020 über alle verkauften Karten hinweg betrachtet mit +9,3% (von durchschnittlich 364,02 Euro auf 398,- Euro) wesentlich höher.
Januar 2020 | Februar 2020 | März 2020 | |
---|---|---|---|
GeForce RTX 2080 Ti | 495 St. zu Ø 1231,71 Euro | 375 St. zu Ø 1219,64 Euro | 495 St. zu Ø 1252,33 Euro |
GeForce GTX 2080 Super | 855 St. zu Ø 773,57 Euro | 600 St. zu Ø 773,89 Euro | 840 St. zu Ø 783,40 Euro |
GeForce RTX 2070 Super | 2905 St. zu Ø 542,81 Euro | 2415 St. zu Ø 542,30 Euro | 2995 St. zu Ø 550,90 Euro |
GeForce RTX 2060 Super | 1250 St. zu Ø 408,65 Euro | 1000 St. zu Ø 412,72 Euro | 1045 St. zu Ø 429,73 Euro |
GeForce RTX 2060 | 495 St. zu Ø 363,32 Euro | 270 St. zu Ø 343,33 Euro | 370 St. zu Ø 347,45 Euro |
GeForce GTX 1660 Super | 1130 St. zu Ø 245,04 Euro | 940 St. zu Ø 245,70 Euro | 1035 St. zu Ø 257,32 Euro |
GeForce GTX 1660 | 475 St. zu Ø 220,13 Euro | 380 St. zu Ø 221,10 Euro | 490 St. zu Ø 230,50 Euro |
Radeon RX 5700 XT | 2360 St. zu Ø 424,44 Euro | 1770 St. zu Ø 417,33 Euro | 2695 St. zu Ø 422,38 Euro |
Radeon RX 5700 | 1330 St. zu Ø 333,83 Euro | 875 St. zu Ø 332,80 Euro | 1095 St. zu Ø 339,10 Euro |
Radeon RX 5600 XT | 95 St. zu Ø 304,12 Euro | 280 St. zu Ø 305,03 Euro | 340 St. zu Ø 306,26 Euro |
Radeon RX 5500 XT | 395 St. zu Ø 221,34 Euro | 265 St. zu Ø 217,12 Euro | 355 St. zu Ø 219,46 Euro |
basierend auf den Verkaufszahlen des deutschen Einzelhändlers Mindfactory [3] im Q1/2020 |
Die Begründung hierfür liegt in den deutlich stärker zurückgehenden Verkaufszahlen speziell bei der designierten Auslauf-Ware: Im Gegensatz zum kompletten Rest der RTX-Riege verkaufte sich auch die GeForce RTX 2070 im März 2020 deutlich schwächer als im Januar (425 zu 620 Stück). Selbiges passierte dann auch bei AMDs Polaris-Riege: Radeon RX 570, 580 & 590 verkauften sich im Januar zusammen noch 3210mal, im März hingegen nur noch 2045mal. Es gab also schon innerhalb des ersten Quartals 2020 einen deutlichen Trend gegen diese Alt-Modelle – und da jene primär in den niedrigpreisigen Regionen liegen, verschob sich der insgesamte Preisdurchschnitt somit gehörig nach oben. Anders formuliert: Die Absätze der höherpreisigen Karten blieben nahezu konstant, die Absätze der niedrigpreisigen Karten schwanden erheblich – womit die höherpreisigen Karten mehr relatives Gewicht erlangten und der Durchschnittspreis sich somit ganz automatisch erhöhte. Gut läßt sich dies auch am Vergleich der einzelnen Marktsegmente ablesen, in welchen der Verkaufsanteil von LowCost- und Mainstream-Beschleunigern im Januar noch bei 40,3% lag, schon im März aber auf 33,8% gefallen war:
Januar 2020 | Februar 2020 | März 2020 | |
---|---|---|---|
Enthusiast (>900€) | 495 St. zu Ø 1231,71 Euro | 375 St. zu Ø 1219,64 Euro | 495 St. zu Ø 1252,33 Euro |
HighEnd (500-900€) | 3890 St. zu Ø 595,06 Euro | 3105 St. zu Ø 587,54 Euro | 4015 St. zu Ø 601,00 Euro |
Midrange (250-500€) | 6510 St. zu Ø 389,79 Euro | 4970 St. zu Ø 385,92 Euro | 6245 St. zu Ø 393,91 Euro |
Mainstream (100-250€) | 6150 St. zu Ø 184,47 Euro | 4245 St. zu Ø 188,74 Euro | 4675 St. zu Ø 197,13 Euro |
LowCost (<100€) | 1250 St. zu Ø 60,97 Euro | 965 St. zu Ø 62,23 Euro | 810 St. zu Ø 60,62 Euro |
INSGESAMT | 18335 St. zu Ø 364,02 Euro | 13660 St. zu Ø 370,50 Euro | 16240 St. zu Ø 398,00 Euro |
basierend auf den Verkaufszahlen des deutschen Einzelhändlers Mindfactory [3] im Q1/2020 |
Sofern man jene (schließlich primär über den Rückgang der Polaris-Verkäufe getriebene) Entwicklung weiter fortschreiben will, kann man dann sogar schon etwas über den Grafikkarten-Markt im laufenden zweiten Quartal erfahren: In diesem dürfte insbesondere AMD durchaus unter Druck geraten, denn die zurückgehenden Polaris-Absätze werden aufgrund der allgemein als zu hoch angesehenen Preislagen von Radeon RX 5500 XT sowie 5600 XT derzeit nicht durch diese beiden neuen Navi-basierten Beschleuniger abgefangen. AMD ist an dieser Stelle somit aufgefordert, endlich ein sinniges (Navi-basiertes) Angebotsportfolio unterhalb von Radeon RX 5700 & 5700 XT aufzubauen – ansonsten gibt man dieses Marktsegment zu großen Teilen an nVidia ab, welche hier vielleicht auch keine Bäume ausreißen, aber zumindest für jeden Preispunkt eine passende Lösung aufbieten [19]. Die derzeit noch verkauften Polaris-basierten Beschleuniger werden diese Lücke nicht ewig schließen können – dies entspricht auch schon nicht mehr dem bereits für das erste Quartal zu erkennenden Verkaufstrend.
Verweise:
[1] http://www.3dcenter.org/users/leonidas
[2] http://www.3dcenter.org/artikel/mindfactory-grafikkarten-verkaufsreport-januar-2020
[3] https://www.mindfactory.de/
[4] http://www.3dcenter.org/news/hardware-und-nachrichten-links-des-45-april-2020
[5] http://www.3dcenter.org/dateien/abbildungen/Mindfactory-Consumer-Graphics-Card-Sales-Q1-2020.png
[6] http://www.3dcenter.org/abbildung/mindfactory-grafikkarten-verkaeufe-q12020
[7] http://www.3dcenter.org/dateien/abbildungen/Mindfactory-Consumer-Graphics-Card-Revenues-Q1-2020.png
[8] http://www.3dcenter.org/abbildung/mindfactory-grafikkarten-umsaetze-q12020
[9] http://www.3dcenter.org/abbildung/mindfactory-grafikkarten-markt-verteilung-q12020
[10] http://www.3dcenter.org/news/die-nvidia-geschaeftsergebnisse-im-vierten-quartal-2019
[11] https://www.forum-3dcenter.org/vbulletin/showthread.php?t=599789
[12] http://www.3dcenter.org/artikel/mindfactory-grafikkarten-retail-verkaufsreport-q12020
[13] http://www.3dcenter.org/news/die-prozessoren-marktanteile-im-vierten-quartal-2019
[14] http://www.3dcenter.org/news/die-grafikchip-und-grafikkarten-marktanteile-im-vierten-quartal-2019
[15] http://www.3dcenter.org/newskategorie/integrierte-grafik
[16] https://wccftech.com/intel-cpu-market-share-78-8-china-q1-2020/
[17] http://www.3dcenter.org/dateien/abbildungen/Mindfactory-Consumer-Graphics-Card-Sales-Q1-2020-by-Cards.png
[18] http://www.3dcenter.org/abbildung/mindfactory-grafikkarten-verkaeufe-q12020-nach-modellen
[19] http://www.3dcenter.org/news/hardware-und-nachrichten-links-des-1819-april-2020
[20] http://www.3dcenter.org/artikel/mindfactory-grafikkarten-retail-verkaufsreport-q1/2020/mindfactory-grafikkarten-retail-verka